Wie die türkische Notenbank auf 85 Prozent Inflation reagiert
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Galoppierende Inflation: Ein Geschäft in Istanbul Bild: Bloomberg
In der Türkei steigen die Preise rasant, die Zinsen aber sinken. Die Wirtschaft wächst, doch die Mittelschicht verarmt. Die Frage ist, wie weit Präsident Erdoğans „neues Wirtschaftsmodell“ trägt.
Dreimal hat die türkische Zentralbank seit August die Zinsen gesenkt, trotz einer nach oben schießenden Inflation von 85 Prozent. Die Lebensmittel verteuerten sich um 100 Prozent, Häuserpreise in Istanbul zogen binnen Jahresfrist um 212 Prozent an. Dreimal wurden die Mindestlöhne in diesem Jahr schon angehoben, um mit der Preisspirale Schritt zu halten. Das merken nicht nur Kleinverdiener: „Auch ich als Gouverneur spüre den Druck, wenn sich Preise verdoppeln und verdreifachen“, sagt Gouverneur Okay Memis in der ostanatolischen Provinz Erzurum.
Die Zentralbanker in Ankara beeindruckt das offenkundig alles wenig. Am Donnerstag haben sie den Leitzins abermals gesenkt, um 1,5 Prozentpunkte von 10,5 auf 9 Prozent. Das aber dürfte das einstweilige Ende der Zinssenkungen sein. Denn Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte schon vor Monaten angekündigt, die Zinssätze würden einstellig werden. Und was Erdoğan sagt, geschieht in der Türkei. Nur die Inflationsrate hat sich daran bisher nicht gehalten. Deshalb hat der Präsident leitende Beamte im Statistikamt ausgetauscht. Zuletzt in der vergangenen Woche. Das Vertrauen in die Integrität des Amtes und die Verlässlichkeit seiner Daten hat das nicht gestärkt.
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