Streit mit Amerika : Erdogan ruft zum iPhone-Boykott auf
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Hat Streit mit Amerika: Der türkische Präsident ruft seine Landsleute zum Boykott amerikanischer Elektronikartikel auf. Bild: AP
Keine Entspannung im Konflikt zwischen der Türkei und den Vereinigten Staaten. Nun spricht der türkische Präsident eine neue Drohung aus.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan droht den Vereinigten Staaten damit, dass Türken weniger elektrische Geräte amerikanischer Hersteller kaufen werden. Ausdrücklich nannte er dabei den Smartphone-Produzenten Apple. „Wenn sie das iPhone haben, dann gibt es auf der anderen Seite Samsung“, sagte Erdogan im türkischen Fernsehen.
Zugleich versicherte er dabei, dass er sich dem Druck aus Washington nicht beugen werde. Und dass die Türkei ihre Währungsschwierigkeiten meistern werden. „Das Land wird nicht untergehen.“
Gerade erhöhte die amerikanische Regierung die Zölle auf Stahl und Aluminium. Zuvor hatte Washington Sanktionen gegen den türkischen Innenminister und gegen den Justizminister verhängt – die Amerikaner verlangen von Ankara, den Pastor Andrew Brunson freizulassen. John Bolton, der Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, sagte Medienberichten zufolge, solange Brunson inhaftiert sei, gebe es keine Verhandlungen mit der Türkei. Nach Angaben des Finanzdienstes Bloomberg gibt es bereits Listen mit weiteren Personen und auch Unternehmen, die Washington sanktionieren könnte, sollte die Türkei nicht nachgeben.
Die Krise in der Türkei
Die Türkei steckt in einer schweren Währungskrise. Die Preise steigen rapide, die Lira sackt ab, die Menschen horten Dollar.
Dieser Streit ist auch der jüngste Anlass für den deutlich Kursrückgang der Lira gegenüber dem Dollar und dem Euro. Am vergangenen Freitag sank er um mehr als 20 Prozent, zu Wochenbeginn fielen auch die Aktienkurse türkischen Banken deutlich. An diesem Dienstag zeigen sich die Anleger wieder etwas zuversichtlicher – bislang irritiert sie auch der neuerliche attackierende Auftritt Erdogans nicht.
Der mächtige Staatschef bekräftigte zugleich, dass die „Türken ihren Weg in Lire fortsetzen“ werden. Schon am Wochenende hatte er die dominierende Rolle des Dollar beklagt und auch andere Länder aufgerufen, den Einfluss der Währung zurück zu drängen im eigenen Interesse.
Erdogan warb in seinem Boykott-Aufruf nun dafür, die Türken sollten sich beispielsweise ein Smartphone des türkischen Elektronikunternehmens Vestel kaufen. Dessen Aktienkurs stieg daraufhin an der Börse in Istanbul um ungefähr 7 Prozent. Der Hersteller bietet das Modell „Venus“ an. Fachleute weisen allerdings bereits darauf hin, dass auch in den türkischen Geräten häufig Teile amerikanischer Unternehmen verbaut werden, etwa von Qualcomm. Zudem laufen sie häufig mit dem Google „open source“ angebotenen Betriebssystem Android.
Tatsächlich könnte die schwächer gewordene türkische Währung dessen ungeachtet ohnehin dazu führen, dass die Menschen in der Türkei mehr Waren heimischer Hersteller kaufen. Ein iPhone X kostet derzeit nach Angaben von „Bloomberg“ beispielsweise ungefähr 7500 Lire, das ist das Fünffache des gesetzlichen monatlichen Mindestlohnes.