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Kosten der Energiewende : Tennet prüft Verkauf seines deutschen Stromnetzes an den Staat

  • Aktualisiert am

Das niederländische Unternehmen Tennet betreibt auch Stromnetze in Deutschland. Bild: dpa

Für den Ausbau des Stromnetzes braucht es viel Kapital. Das niederländische Unternehmen Tennet will daher sein deutsches Geschäft abgeben und darüber mit der deutschen Regierung sprechen.

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          Für den Ausbau des Stromnetzes veranschlagt der niederländische Übertragungsnetzbetreiber Tennet hohe Milliardensummen. Das Energieunternehmen rechnet mit einem Eigenkapitalbedarf von 10 Milliarden Euro für die Aktivitäten in der Niederlande und 15 Milliarden Euro in Deutschland. Die Finanzierung in Deutschland scheint jedoch noch nicht gesichert zu sein. Nun plant der Betreiber Gespräche über einen Verkauf seines deutschen Geschäfts an den Bund, wie Tennet am Freitag mitteilte.

          Die niederländische Regierung ist demnach bereit, den Kapitalbedarf für die Niederlande zu finanzieren. Hingegen suche die Regierung eine strukturelle Lösung für den Eigenkapitalbedarf für die deutschen Aktivitäten. Mit der deutschen Regierung will Tennet nun sprechen, um einen Verkaufs der deutschen Aktivitäten zu akzeptablen Bedingungen auszuloten. „Eine solche Transaktion würde die Schaffung von zwei starken nationalen Akteuren ermöglichen, die beim Vorantreiben der Energiewende weiterhin zusammenarbeiten würden“, teilte das Unternehmen mit.

          Positives Signal von Habeck

          Im November hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sich schon für eine Beteiligung am niederländischen Stromnetz-Betreiber Tennet ausgesprochen. Es sei politisch attraktiv, diesen Weg zu prüfen. Neben Tennet gibt es noch drei Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland: 50Hertz im Norden und Osten Deutschlands, Amprion vor allem im Westen und Südwesten sowie Transnet BW mehrheitlich in Baden-Württemberg. Das Netz von Tennet kommt auf eine Länge von rund 10.000 Kilometer und durchzieht sich durch alle Teile Deutschlands.

          Das deutsche Übertragungsnetz ist insgesamt rund 35.000 Kilometer lang und soll weiter wachsen. Darüber werden große Strommengen von Kraftwerken zu nachgelagerten Verteilungsnetzen in den Regionen transportiert und verbinden auch das deutsche Stromnetz mit denen der Nachbarländer.

          Tennet wurde im Jahr 1998 gegründet. Die niederländische Regierung hat das Unternehmen dann zum Betreiber des nationalen Hochspannungsübertragungsnetzes ernannt. Nach Deutschland zog es Tennet im Jahr 2010: Damals kauften die Niederländer einen Teil des deutschen Hochspannungsnetz vom hiesigen Energiekonzern Eon. Tennet wurde damit zum erstem grenzüberschreitenden Übertragungsnetzbetreiber in Europa.

          Pionier für Offshore-Bereich

          Nach eigenen Angaben ist Tennet der größte Investor und Betreiber der Welt von Anbindungen für Windkraft auf See. Der rasche Netzausbau erfordere nun hohe Investitionen. Das Unternehmen finanziert dies als größter Emittent grüner Schuldverschreibungen durch Fremdkapital und Eigenkapital. Tennet teilt mit, dass die niederländische und die deutsche Regierung es vorziehen, ihre jeweiligen nationalen Stromnetze zu finanzieren, kontrollieren und besitzen.

          Gesichert ist ein Verkauf damit noch nicht. Tennet teilte auch mit, dass die niederländische Regierung als einziger Anteilseigner noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat. Da sich Habeck schon Interesse an einer Beteiligung des deutschen Staates ausgesprochen hatte, dürfte es vor allem auch noch um die Höhe des Kaufpreises gehen.

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