Telekommunikation : Telekom trennt sich von Kabelnetz
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Telekom verkauft Kabelfernsehnetze Bild: dpa
Die Deutsche Telekom verkauft sechs ihrer insgesamt neun Kabel-TV-Gesellschaften. Liberty Media will 5,5 Milliarden Euro zahlen.
Die Deutsche Telekom wird ihre sechs noch nicht veräußerten TV-Kabelgesellschaften in Deutschland gänzlich an den US-Kabelnetzbetreiber Liberty Media für rund 5,5 Milliarden Euro verkaufen und sich damit aus dem TV-Kabelgesellschaft weitgehend zurückziehen.
Nach monatelangen Verhandlungen verständigte sich die Telekom mit der AT&T-Tochter auf ein Eckpunktepapier, eine abschließende Vereinbarung soll im kommenden Monat getroffen werden, wie die Telekom mitteilte. Analysten werteten den Verkauf als Signal dafür, dass die Telekom im Kabel-TV keine ernst zu nehmende Konkurrenz mehr für ihr Geschäft sieht und sich mittelfristig auch komplett aus den drei bereits mehrheitlich verkauften regionalen Kabelgesellschaften zurückziehen wird. An der Börse stiegen die T-Aktien überdurchschnittlich um 4,5 Prozent auf 25,35 Euro.
Erlös zur Schuldentilgung
Der in Unternehmenskreisen genannte Kaufpreis in Höhe von 5,5 Milliarden Euro soll zur Schuldentilgung dienen und wurde von den Analysten vor dem Hintergrund eines branchenweiten Preisverfalls als gut bezeichnet. Ein Kabel-Kunde werde derzeit mit rund 400 Euro bewertet. In den sechs Regionen sind rund zehn Millionen Haushalte an das TV-Kabelnetz angeschlossen.
Mit übernommen werden auch die Servicegesellschaften Deutsche Telekom Kabel-Services (DeTeKS) und Media Services GmbH (MSG). Beim Abschluss der Absichtserklärung zum Verkauf der sechs Kabelregionen Hamburg/Schleswig-Holstein/Mecklenburg- Vorpommern, Bremen/Niedersachsen, Rheinland-Pfalz/Saarland, Berlin/Brandenburg, Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen und Bayern im Februar hatte die Telekom den Verkauf von 55 Prozent der Anteile plus eine Option auf weitere 20 Prozent minus eine Aktie vereinbart.
In Unternehmenskreisen war für diese Kapitalmehrheit ebenfalls ein Preis von rund fünf Milliarden Euro genannt worden. Wegen der seit Februar zwischen Telekom und Liberty Media laufenden Verhandlungen war zuletzt über ein mögliches Scheitern und einen Zahlungsaufschub spekuliert worden.
Verkauf nach EU-Anweisung
Die Europäische Union (EU) hatte von der Telekom im Jahr 1999 verlangt, das TV-Kabelgeschäft aus dem Konzern auszugliedern. Jeweils 55 Prozent der Regionalnetze in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg hat die Telekom an die britische Investmentgesellschaft Callahan verkauft. Das hessische Netz ging zu 65 Prozent an eine Investorengruppe um den britischen Medienunternehmer Gary Klesch und den US-Kabelanbieter NTL. Dafür hatte die Telekom Angaben aus Unternehmenskreisen zufolge rund fünf Milliarden Euro erhalten.
Auch die Minderheitenbeteiligungen werden verkauft
Der Erlös aus dem Verkauf der sechs Kabel-Regionen wird zur Tilgung der Netto-Verbindlichkeiten in Höhe von rund 56,8 Milliarden Euro zum Ende des ersten Quartals genutzt. In diesem Jahr will die Telekom ihre Schulden um elf bis 14 Milliarden Euro reduzieren und sich dazu auch von Immobilien und sonstigen Randaktivitäten trennen. Auf Grund der Verschuldung war die Bonität der Telekom bereits mehrfach herabgestuft worden.
Telekom-Analyst Christoph Vogt von M.M. Warburg rechnet ebenso wie Frank Rothauge von Sal. Oppenheim mittelfristig damit, dass die Telekom auch ihre Minderheitsbeteiligungen an den anderen drei Kabelfirmen abstößt. Die Telekom könne die Beteiligungen nicht konsolidieren und sehe darüber hinaus das Kabel-TV nicht als Konkurrenz zu schnellen Internet-Anschlüssen über DSL. Rothauge äußerte jedoch Skepsis, ob die Telekom ihre Anteile zügig an die Partner veräußern könne, da deren Kapitalausstattung nicht mehr so gut sei.