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Atomkraft : Technisch machbar

Das Kernkraftwerk Isar 2 ist seit 1988 in Betrieb. Bild: Imago

Deutschland braucht Energie. Die Atomkraft soll trotzdem vom Netz gehen. Nennt die Regierung dafür ihre wahren Gründe?

          4 Min.

          Ein Wochenende lang sah es so aus, als stünde Deutschland vor seiner nächsten Atomkraft-Kehrtwende. Der Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Atomenergie, im Jahr 2000 zum ersten Mal beschlossen, 2010 mit der Laufzeitverlängerung ausgesetzt, 2011 nach dem Reaktorunfall von Fukushima wieder in Kraft gesetzt und auf Ende 2022 terminiert, schien plötzlich doch nicht mehr so unumkehrbar, wie Politik und Kraftwerksbetreiber es in der Öffentlichkeit vorher stets dargestellt hatten. Unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine und der Versorgungslage in Deutschland sprach sich sogar Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck von den Grünen gegen „Denkverbote“ aus. Als am Freitag vor einer Woche dann auch noch der Verband Kerntechnik Deutschland mitteilte, Betreiber, Industrie und Dienstleister seien „bereit, den Weiterbetrieb von Kernkraftwerken in Deutschland zu unterstützen und die dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen“, schien die Renaissance der Atomkraft zum Greifen nah.

          Sebastian Balzter
          Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Es dauerte indes nur drei Tage, bis ein Bericht mit dem spröden Titel „Prüfung des Weiterbetriebs von Atomkraftwerken aufgrund des Ukraine-Kriegs“, von Umwelt- und Wirtschaftsministerium in Berlin gemeinsam geschrieben und am vergangenen Montag veröffentlicht, schon wieder den Schwung aus der Sache genommen hat. Das Papier kommt nüchtern daher, mit Absätzen zur Rechts- und Personallage, zur Wirtschaftlichkeit, zum Klimaschutz, zur Sicherheitsbewertung und zur technischen Situation der drei Atomkraftwerke Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2, die nach dem 31. Dezember am Ende des Jahres außer Betrieb genommen werden sollen. Es handelt sich um Druckwasserreaktoren, die allesamt erst Ende der 1980er-Jahre in Betrieb genommen wurden. Mit ihnen käme Deutschland nächstes Jahr mit rund 5 Milliarden Kubikmetern oder 5,6 Prozent Erdgas weniger aus als ohne sie; so hat es die Unternehmensberatung AD Little für die F.A.S. ausgerechnet und dabei berücksichtigt, dass Gas vor allem zum Heizen genutzt wird und Atomkraftwerke nicht so schnell hoch- und runtergefahren werden können wie Gasturbinen; sie taugen also bei der Stromerzeugung vor allem für die Grundlast.

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