Tabakbranche : Der Zigaretten-Werbung droht das endgültige Aus
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Aufgeraucht: Der Zigarettenkonsum in Deutschland geht zurück. Bild: dpa
Schlechte Nachrichten für die Tabakindustrie: Bald soll die Plakatwerbung für Zigaretten verboten werden. Der Konsum in Deutschland schrumpft ohnehin stetig. Bizarrerweise hofft die Branche nun ausgerechnet auf die Flüchtlinge.
Die Außenwerbung für Tabak soll nach den Plänen der Bundesregierung spätestens ab Sommer 2020 verboten werden. Das berichtet die "Rheinische Post" am Donnerstag unter Berufung auf ein Papier des Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministeriums. Demnach haben das Bundeskanzleramt und Bundesminister Christian Schmidt (CSU) sich darauf geeinigt, dass es für Zigaretten ab dem 1. Juli 2020 keine Außenwerbung etwa auf Plakaten mehr geben soll. Zudem sollen in Kinos die Zigaretten aus der Werbung von Filmvorstellungen verbannt werden, die für Zuschauer unter 18 Jahren freigegeben sind. In der EU wurde bereits 2005 die Werbung für Tabak per Gesetz drastisch eingeschränkt. Dies galt vor allem für Werbung in Medien sowie für Sponsoring im Kultur- und Sportbereich.
In Deutschland sterben jedes Jahr rund 121.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Während das Rauchverhalten der 25- bis 69-Jährigen seit 2009 weitgehend stabil blieb, sanken die Raucherquoten unter jungen Erwachsenen und Minderjährigen stetig.
Tabakindustrie kann auf Flüchtlinge hoffen
Die Versuche, das Rauchen weiter einzudämmen gehen auch an anderer Stelle weiter. Am gestrigen Mittwoch hatte das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf verabschiedet, dem zufolge elektronische Zigaretten und E-Shishas künftig nicht mehr an Kinder und Jugendliche verkauft werden dürfen. Bisher profitieren elektronische Zigaretten von einer Gesetzeslücke, weil sie keinen Tabak enthalten.
Für die Tabakindustrie sind all diese Nachrichten wenig erfreulich. Den letzten Hoffnungsschimmer für den deutschen Absatzmarkt kann sie derzeit bizarrerweise einzig aus der Zuwanderung der vielen Flüchtlinge ziehen: In Syrien, woher viele Flüchtlinge herkommen, rauchen laut Weltgesundheitsorganisation WHO 48 Prozent der Männer – viel mehr als in Deutschland. Jetzt hofft die Branche, dass die 800.000 Flüchtlinge in Deutschland helfen könnten, 810 Millionen Zigaretten je Jahr mehr zu konsumieren – das wäre eine Zunahme um ein Prozent auf einem 20,5-Milliarden-Euro-Markt, schätzt der Analyst Philip Gorham von Morningstar. Besonders die Imperial Tobacco Group und British American Tobacco könnten profitieren, da sie stark bei Selbstdreh- und Billigzigaretten seien, so Erik Bloomquist, Analyst bei Haitong Securities in London.