Studie : Europäer halten die Deutschen für die Fleißigsten
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Der Deutschen Vorbild: die fleissige Honigbiene (Apis mellifera) Bild: dpa
Eine neue Studie ist Balsam für deutsche Seelen. Die Deutschen gelten in Europa als am wenigsten korrupt und als sehr fleißig. Nur die Griechen glauben, dass sie selbst am härtesten arbeiten.
Es ist knapp ein Jahr her, dass Angela Merkel bei einem Termin im sauerländischen Meschede die Südeuropäer gegen sich aufbrachte. Griechen, Portugiesen und Spanier sollten nicht früher in Rente gehen dürfen als die Deutschen und auch noch mehr Urlaub bekommen, hatte die Kanzlerin gesagt. Statistisch war das falsch, die Empörung groß. Die Stimmung in der europäischen Bevölkerung aber hatte Merkel offenbar gut eingeschätzt, wie eine neue Studie des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center belegt: Nach Ansicht der rund 9000 Befragten aus acht Staaten sind die „faulsten“ Europäer die Griechen, Italiener und Spanier - Portugal war nicht Teil der Studie. Die fleißigsten sind die Deutschen. Nur in einem Land denken die Menschen anders: Griechenland. Die Griechen sehen sich selbst als die am härtesten arbeitenden Menschen.
Nicht nur in dieser Hinsicht ständen die Griechen in Europa isoliert da, schreiben die Autoren der Studie. Die Menschen in keinem anderen der acht untersuchten EU-Staaten seien derart unzufrieden mit der wirtschaftlichen Lage, derart pessimistisch, derart besorgt über Schulden und Arbeitslosigkeit, derart kritisch gegenüber der Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem und der europäischen Integration. Befragt hatte Pew von Mitte März bis Mitte April neben den Griechen Franzosen, Briten, Deutsche, Spanier, Italiener, Polen und Tschechen. Die sind sich - abgesehen von den Griechen - weitgehend einig, wenn es um das Image der verschiedenen Nationen geht. Alle haben ein negatives Bild von Griechenland. Von antideutschen Gefühlen wiederum kann in den anderen Staaten nicht die Rede sein: Die Deutschen gelten allenthalben als am wenigsten korrupt und Kanzlerin Merkel als die erfolgreichste Führungsperson in der Krise. In Griechenland beurteilen nur 14 Prozent die Arbeit von Merkel positiv.
Die EU selbst sehen nach der Untersuchung immer mehr Menschen kritisch. 70 Prozent der Griechen glauben, dass die stärkere Integration die Wirtschaft im eigenen Land geschwächt hat. In Frankreich (63 Prozent), Großbritannien und Italien (jeweils 61 Prozent) sowie der Tschechischen Republik (59 Prozent) und Spanien (50 Prozent) sieht das kaum anders aus. Vor allem hat sich die Einschätzung verglichen mit früheren Untersuchungen um bis zu 22 Prozentpunkte verschlechtert. Nur in Polen (29 Prozent) und Deutschland (39 Prozent) glauben die Menschen, dass die europäische Integration positiv für ihre Wirtschaft ist.
Die Einstellung zu Europa korrespondiert stark mit der Einschätzung der Wirtschaftslage im eigenen Land. Vor allem die Deutschen sind sehr zufrieden mit der wirtschaftlichen Situation. 73 Prozent bewerten sie positiv. In Griechenland (2 Prozent), Spanien und Italien (jeweils 6 Prozent) sowie Großbritannien (15 Prozent), Tschechien (16 Prozent) und Frankreich (19 Prozent) tut das weniger als ein Fünftel der Befragten. Ein schlechtes Image hat auch die Europäische Zentralbank (EZB). Nur in Polen bewertet sie mit 54 Prozent die Mehrheit der Befragten positiv. In Frankreich sind es immerhin 47 Prozent und in Deutschland 40 Prozent. Besonders schlecht ist das Image der EZB in Großbritannien (29 Prozent), Spanien (25 Prozent) und Griechenland (15 Prozent).
Schuld an den schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist nach Ansicht der Europäer allerdings nicht die EU, sondern die nationalen Regierungen und die Banken. Dabei sehen vor allem die Spanier (78 Prozent), die Deutschen und Franzosen (jeweils 74 Prozent) sowie die Briten (69 Prozent) die Banken als Hauptschuldige an der Krise. Die Tschechen (91 Prozent), Polen (90 Prozent), Griechen (87 Prozent) und Italiener (84 Prozent) suchen die Schuld eher bei ihrer Regierung. Den Euro bewerten die fünf Eurostaaten der Untersuchung eher schlecht. Dennoch will ihn in den meisten Ländern eine klare Mehrheit behalten. Am positivsten ist das Bild des Euro dabei ausgerechnet in Griechenland, das am ehesten mit einem Austritt aus dem Euroraum rechnen muss. Hier bewerten 46 Prozent die Einführung des Euro positiv und wollen 71 Prozent den Euro als Währung behalten. In Deutschland sind es 44 Prozent respektive 66 Prozent. Am schlechtesten bewerten die Italiener den Euro (30 Prozent). Von ihnen wollen ihn auch nur 52 Prozent als Währung behalten.
Die Sanierungskonzepte der EU im Zusammenhang mit der Schulden- und Euro-Krise stoßen bei den Europäern auf Widerstand. Die Bevölkerung der meisten Staaten glaubt, dass die EU inzwischen genug gespart hat. Anders sehen das nur die Polen, Deutschen sowie ausgerechnet die Franzosen, die mit dem Sozialisten François Hollande eben einen Präsidenten gewählt haben, der ein Ende der reinen Sparpolitik in der EU fordert. Allen voran die Franzosen und Briten lehnen Hilfen für die wirtschaftlich schwachen Staaten im Süden Europas ab. In Deutschland wiederum, das als besonders kritisch gegenüber Hilfspaketen gilt, ist immerhin eine knappe Mehrheit von 49 Prozent gegenüber 48 Prozent für weitere Hilfen.