Studie der Herbert-Quandt-Stiftung : „Die Mittelschicht rutscht nicht ab“
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„Die empirische Basis für die These, die soziale Krise Deutschlands habe nun auch die Mittelschicht erreicht, ist schwach“, schreibt der Historiker Paul Nolte, einer der Autoren der Studie. Feststellen lasse sich aber eine „Stagnation der Mitte“.
Die Einkommen der Mittelschicht in Deutschland sind stabil. Das ist das Ergebnis einer noch unveröffentlichten wissenschaftlichen Studie der Herbert-Quandt-Stiftung, die der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vorliegt. „Die empirische Basis für die These, die soziale Krise Deutschlands habe nun auch die Mittelschicht erreicht, ist schwach“, schreibt der Historiker Paul Nolte, einer der Autoren der Studie.
Wenn die Einkommensverteilung über Jahre stabil ist, bedeutet das für die Autoren auch: die Ungleichheit der Einkommen hat hierzulande innerhalb der letzten 20 Jahre nicht zugenommen. Die Studie widerspricht damit der populären These, wonach der finanzielle Absturz jedermann treffe und nur noch eine kleine Gruppe von Spitzenverdienern oder Vermögenden vor ihm sicher sei. Empirisch feststellen lässt sich nach Ansicht der Autoren aber eine „Stagnation der Mitte“.
Mittelschicht: Angestellte in Leitungsfunktionen
„Die Mitte kapselt sich innerhalb der Gesellschaft ab“, sagt Martin Werding, Forscher am Münchner Ifo-Institut und Mitautor der Studie. Werding spricht von einer „Erosion an den Rändern“. Die Konsequenz: Der Zugang zur Mittelschicht für Aufsteiger wird zunehmend schwieriger (Stichwort: Generation Praktikum).
Während die Zahl der Studienanfänger sich in den letzten 20 Jahren von 13 auf 26 Prozent eines Jahrgangs verdoppelt hat, blieb die Zahl der Studienabbrecher bei 9 Prozent konstant. „Die gymnasiale Expansion versickert“, schreibt Nolte. Als Mittelschicht definiert Ifo-Forscher Werding Menschen mit gehobener Berufsqualifikation (in der Regel Studium) und einer entsprechenden beruflichen Stellung als Angestellte in Leitungsfunktionen, die eine Dienstleistungstätigkeit ausüben.