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Erbe, Schenkungen und Fonds : Steuergestaltung mit den Trumps

Donald Trump (rechts) im Jahr 1992 mit seinem Vater Fred. Bild: Picture-Alliance

Donald Trump: Ein Selfmade-Man, der sich aus einer geliehenen Million ein Imperium aufbaute. Dieses Bild vom Präsidenten stimmt sicher nicht, zeigen Recherchen nun. Vielmehr könnten auch illegale Methoden hinter seinem Vermögen stehen.

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          Die New York Times hat auf insgesamt 14.000 Wörtern das Vermögen des amerikanischen Präsidenten unter die Lupe genommen und dabei einen besonderen Blick auf die Steuervermeidungsstrategien der Familie Trump geworfen. Der umfassend dokumentierte Text trifft zwei zentrale Aussagen: Erstens, Donald Trump verdankt seinen beträchtlichen Reichtum vor allem seinem Vater Fred Trump, nicht etwa dem eigenen Geschäftssinn. Zweitens, die Familie hat bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer getrickst, gelegentlich über die Grenze des Legalen hinaus. Dadurch sparte sie hunderte Millionen Dollar.

          Winand von Petersdorff-Campen
          Wirtschaftskorrespondent in Washington.

          Ein Abfallprodukt der Recherche ist, dass Donald Trump offenbar wirklich sehr reich ist. Mancher hatte spekuliert, er habe sein Vermögen nur rhetorisch aufgeblasen. Seine regelmäßig vorgetragene Behauptung, er sei im Grunde ein Selfmade-Man, abgesehen von einem Kredit von einer Million Dollar von seinem Vater, den er auch noch samt Zinsen zurückzahlen musste, lässt sich nach diesem Artikel nicht mehr halten. Schwieriger ist die Frage zu beantworten, ob die Trumps einschließlich ihres bekanntesten Sprosses Steuerbetrüger sind.

          Trumps Anwalt sagt, eine solche Anschuldigung sei komplett falsch und höchst diffamierend. Die Fakten, auf denen die Zeitung ihre Anschuldigungen fußen lasse, seien überdies extrem unpräzise. Klar ist, dass die Vorfälle verjährt sind und deshalb vermutlich keine strafrechtliche Verfolgung auslösen. Fred Trump ist 1999 gestorben, seine Frau ein Jahr später.

          Vier Methoden des Steuersparens

          Vier Methoden von Fred Trump, seinen Kindern steuerschonend Geld zukommen zu lassen, stechen in dem Bericht heraus. Nummer eins: Im Jahr 1990 kaufte ein Mann für Fred Trump im Atlantic-City-Casino, das Donald Trump gehörte, Spielchips für 3,5 Millionen Dollar. Fred Trump setzte die Chips aber laut New York Times nie ein. Das könnte materiell als eine unversteuerte Schenkung von Vater an Sohn gewertet werden. Die Behörden des Bundesstaats New Jersey haben darin einen unerlaubten Kredit gesehen und die Trumps zu 65.000 Dollar Zivilstrafe verurteilt.

          Ein Bild von Fred Trump steht im Oval Office.
          Ein Bild von Fred Trump steht im Oval Office. : Bild: Reuters

          Die zweite Methode zeigt ebenfalls die Kreativität der Trumps: Fred Trump verfügte über ein gewaltiges Mietwohnungs-Imperium. Von 1992 kaufen die Immobilienverwalter dieser Mietwohnungen Boiler, Kühlschränke, Putzmittel und andere Utensilien bei einer von Fred Trump gegründeten Firma, deren Eigentümer aber seine Kinder waren. Der Kniff: Die Materialien waren laut New York Times viel teurer, als sie beim Großhändler gewesen wären, und bescherten den Trump-Kindern damit verdeckte Zuwendungen. Die Zeitung ergänzte, dass der Vater Trump die überhöhten Rechnungen dann auch noch den Mietern präsentierte und damit Mieterhöhungen rechtfertigte.

          Methode Nummer drei: Fred Trump gab seinem Sohn immer wieder Kredite, die dieser nicht oder nur unvollständig bediente. Die materiell wichtigste Steuervermeidungsmethode war aber die Formierung von speziellen  Treuhandvermögen-Fonds, den „Grantor Retained Annuity Trusts“ oder GRATs. Anders als häufig dargestellt, handelt es sich bei ihnen nicht um Steuerschlupflöcher, sondern um legale Vehikel zur steuerschonenden Schenkung.

          Sie funktionieren im Prinzip so: Das zu vererbende Vermögen wird zeitlich limitiert in ein Treuhandfonds gelegt, aus dem jährlich zu versteuernde Annuitäten ausgezahlt werden. Diese Annuitäten sind in der Summe so hoch wie das eingelegte Vermögen. Am Ende der Laufzeit kann das übrig gebliebene Treuhandvermögen dann an die Kinder steuerfrei verschenkt werden. Attraktiv wird das Vehikel, wenn die vom Fiskus bestimmte Annuität geringer ist als die Erträge aus dem Vermögen.

          Welche Rolle hatte Donald Trump?

          Dabei spielt eine große Rolle, welcher Wertansatz für das eingebrachte Vermögen angesetzt wird. Das ist bei Immobilien nicht immer unkompliziert. Laut New York Times hat Fred Trump seine 25 Mietshauskomplexe mit einem Wertansatz von 41 Millionen Dollar in das Treuhandvermögen einbringen können, während Banken ihren Wert auf 900 Millionen Dollar kalkulierten.

          Steueranwälte sagen allerdings sagen auch, dass gerade die GRATs reichen Familien große Spielräume geben, die diese weidlich ausnutzen. Die Trumps seien in dieser Hinsicht kein Sonderfall. Sein ehemaliger Wirtschafsberater Gary  Cohn wurde voriges Jahr mit dem Satz „Erbschaftssteuer zahlen nur Idioten“ zitiert. Welche Rolle Donald Trump bei der Steuergestaltung konkret hatte, ist schwer zu rekonstruieren. Für die These, dass es eine zentrale Rolle war, spricht die Tatsache, dass sein Vater in seinen letzten Lebensjahren dement war.

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