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Steuerpolitik : Staat unterstützt fast jeden Zweiten

Bild: dpa

Wer weniger als 2625 Euro im Monat verdient, bekommt mehr vom Staat, als er einzahlt. Forscher loben die Umverteilung.

          2 Min.

          Viele Deutsche ärgern sich darüber, wie viele Steuern und Sozialabgaben von ihrem Lohn abgezogen werden. Es kommt ja auch einiges zusammen. Außer der Einkommensteuer verlangt der Staat einen Solidaritätszuschlag, die Kranken- und die Pflegekasse wollen ihr Geld, die Rentenkasse und die Arbeitslosenversicherung auch. Ein Drittel des Bruttolohns ist schnell weg, Spitzenverdiener sehen fast die Hälfte ihres Gehalts nie auf dem Konto. Hinzu kommen die indirekten Steuern, etwa die Mehrwertsteuer, die Stromsteuer und die Tabaksteuer. Mit dem Geld bezahlt der Staat nicht nur Lehrer und Soldaten, baut Brücken und Autobahnen, sondern er überweist sehr vielen Menschen auch direkt Geld. Aus den staatlichen Haushalten kommen beispielsweise das Kindergeld, das Elterngeld, Hartz-IV-Zahlungen und Pensionen. Ob und wie viel Geld man am Ende draufzahlt, ist vor allem wegen der indirekten Steuern nur äußerst schwierig nachzuvollziehen.

          Manfred Schäfers
          Wirtschaftskorrespondent in Berlin.

          Licht ins Dunkel bringt ein Report des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) samt interaktiver Grafik (abrufbar von 9 Uhr an unter www.faz.net/iw). Die Untersuchung liegt der F.A.Z. vorab vor. Zentrale Größe darin ist das bedarfsgewichtete Bruttoeinkommen. Es sinkt, je mehr Haushaltsmitglieder von den Einkünften leben müssen. Wer mit seinem Partner zusammen 70 000 Euro brutto im Jahr verdient, damit aber auch zwei Kinder ernähren muss, gehört zum 50. Prozent der Bevölkerung. Ins gleiche Percentil fällt ein Single, der 33 480 Euro im Jahr verdient. Die Haushalte in diesem Percentil zahlen im Durchschnitt insgesamt 14 995 Euro im Jahr an den Staat und die Sozialkassen. Umgekehrt fließen 14 330 Euro zurück. Mit anderen Worten: Wer genau zur Mitte gehört, zahlt im Jahr 665 Euro drauf. Das ändert sich vom 46. Prozent an abwärts. Von da an gehören die Haushalte zu den Nettoempfängern. Wer als Single weniger als 2625 Euro brutto im Monat verdient, das entspricht 31 500 Euro im Jahr, erhält im Durchschnitt mehr vom Staat, als er einzahlt.

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