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Spontanes Stromtanken : Einfacher zahlen an der Ladesäule

Neue Energie: Ein Auto steht an einer Ladesäule in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Bild: dpa

Strom zu tanken soll unkomplizierter werden. Doch nun sorgen neue Vorgaben für Unmut. Wirtschaftsverbände fürchten einen Rückschritt zu „antiquierten Bezahlmethoden“.

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          Was das spontane Laden von Elektroautos betrifft, sind sich im Grunde alle einig. Es müsse schnell einfacher werden, ohne Vertrag, Ladekarte oder Smartphone-Anwendung eines Betreibers an einer öffentlich zugänglichen Ladesäule Strom zu tanken und zu bezahlen, sagen Verbraucherschützer, Energieversorger, die Autobranche und die Bundesregierung. Dieses Ziel sollte eigentlich die Novelle der Ladesäulenverordnung erreichen, an der die Bundesregierung schon länger arbeitet. Im September hatten sich Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vorgenommen, mit der Energiewirtschaft zu sprechen, „um konkrete Vereinbarungen hinsichtlich eines einheitlichen Bezahlsystems und der barrierefreien und kundenfreundlichen Nutzung von Ladesäulen zu erreichen“.

          Martin Gropp
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Diese Gespräche sind geführt, und die Bundesregierung will die neue Verordnung voraussichtlich in der nächsten Woche verabschieden. Allerdings stoßen darin enthaltene Vorgaben nun auf Kritik mehrerer Wirtschaftsverbände. „Chance vertan!“ überschreiben der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, der Verband der Automobilindustrie und der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie einen Appell ihrer jeweiligen Vorsitzenden, der der F.A.Z. vorab vorliegt und an diesem Donnerstag veröffentlicht werden soll.

          Per Smartphone statt mit Karte zahlen

          Der Vorwurf der Vertreter von Energieanbietern, Autobranche und Elektroindustrie lautet, die Bundesregierung behindere den raschen Aufbau öffentlicher Ladesäulen, indem sie „antiquierte Bezahlmethoden“ vorschreibe. Hintergrund ist Paragraf 4 der novellierten Ladesäulenverordnung in der Fassung für die Kabinettsabstimmung. Er sieht vor, dass neu in Betrieb genommene Ladesäulen von Juli 2023 an spontanen Stromtankern zwei Bezahlmöglichkeiten bieten: einen bargeldlosen Bezahlvorgang über internetbasierte Bezahldienstleister und zusätzlich kontaktloses Zahlen mit Debit- oder Kreditkarten, wie es inzwischen auch an Supermarktkassen oder im Einzelhandel möglich ist – wobei Verbraucher entsprechende Karten vor ein Lesegerät halten. Die bisherige Verordnung stellt es Ladesäulenbetreibern dagegen frei, ob sie ausschließlich internetbasierte Bezahlmethoden anbieten oder auch Kartenzahlungen akzeptieren.

          Die Pflicht, zusätzliche Kartenlesegeräte in neue Ladesäulen einzubauen, würde aus Sicht der drei Wirtschaftsverbände den Ausbau des Ladenetzes „um Jahre zurückwerfen und erheblich verteuern“, wie es in dem Appell heißt. „Damit werden die meisten neuen Säulen durch den Einbau eines gesonderten Lesegeräts teurer, was den Preis für den Ladevorgang für die Kunden verteuern wird.“ Stattdessen machen sich die Verbände für mobiles Bezahlen per Smartphone stark. Das sei „benutzerfreundlich, zukunftsfähig und europäisch anschlussfähig. Und der Ladesäulenausbau kann damit weiter schnell voranschreiten.“ Auf dieses Modell hätten sich alle Beteiligten auch geeinigt. Doch sei die gemeinsame Linie „durch die Hintertür wieder aufgekündigt und durch ein großes Stück Bürokratie aus vergangener Zeit ersetzt“ worden.

          Verbände fürchten Verzögerung

          Die Verbände fürchten nun, dass die Pflicht zum Kartenlesegerät den Ausbau öffentlicher Ladestationen verzögert. „Der Einbau eines Kartenlesegeräts hat es in sich: Viele der entsprechenden Modelle müssen erst noch eichrechtlich geprüft und zugelassen werden“, heißt es in dem Appell. Das werde Jahre dauern und sei für Betreiber keine Motivation, so schnell wie möglich weitere Ladesäulen aufzustellen. Dass das aber nötig ist, um die Elektromobilität voranzutreiben, eint wiederum alle Beteiligten. Fehlende öffentlich zugängliche Ladesäulen hemmten deren weitere Verbreitung, sagen Wirtschaft und Politik. Stand heute gibt es rund 40.000 öffentliche Ladepunkte hierzulande, bis zum Jahr 2030 sollen es eine Million sein.

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