Ärger im All : SpaceX-Satelliten stoßen beinahe mit chinesischer Raumstation zusammen
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In China gibt es Kritik an Elon Musk und seinem Satellitenprogramm. Bild: Reuters
China beschwert sich bei den Vereinten Nationen über SpaceX-Satelliten von Elon Musk. Zwei Satelliten sollen Astronauten zu Ausweichmanövern gezwungen haben.
Auch im Weltall kommt es zu Spannungen zwischen den Nationen. China stört sich an amerikanischen Satelliten: Die Regierung hat sich nun nach eigenen Angaben über Beinahezusammenstöße seiner Raumstation mit SpaceX-Satelliten beschwert. Zwei Satelliten des von Elon Musk gegründeten amerikanischen Unternehmens seien der Station „Tiangong“ im Juli und Oktober nahe gekommen und hätten die Astronauten an Bord zu Ausweichmanövern gezwungen. Das sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Dienstag in Peking.
Ein Zusammenstoß mit der Raumstation hätte diese wahrscheinlich „völlig zerstört“ und alle Menschen an Bord getötet, sagte der Astrophysiker Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.
Die chinesische Regierung habe nach eigenen Angaben UN-Generalsekretär António Guterres am 3. Dezember über den Vorfall informiert. Demnach sei die USA ihren Verpflichtungen aus dem Weltraumvertrag nicht nachgekommen. „Die Manöverstrategie war unbekannt und die Fehler in der Umlaufbahn waren schwer einzuschätzen“, teilte Peking zu dem Zwischenfall im Oktober mit. Es seien Maßnahmen ergriffen worden, um „die Sicherheit und das Leben der Astronauten im Orbit zu gewährleisten“.
Boykottaufrufe gegen Tesla
Durch die Vorfälle mit den Satelliten des SpaceX-Programms Starlink gibt es nun auch Boykottaufrufe gegen Musks E-Auto-Hersteller Tesla: Forderungen nach Sanktionen wurden am Dienstag in Chinas Internetdiensten millionenfach geteilt. „Wie ironisch, dass die Chinesen Tesla kaufen und große Geldsummen beisteuern, damit Musk Starlink starten kann, und dann stürzt er [fast] in Chinas Raumstation“, kommentierte ein Nutzer. „Bereiten Sie sich darauf vor, Tesla zu boykottieren“, schrieb ein anderer.
Einige Nutzer spekulierten, dass die amerikanische Regierung Sanktionen verhängt hätte, hätte ein chinesisches Unternehmen eine US-Raumstation bedroht. „Warum tun wir nicht einfach, was sie tun würden?“, schrieb einer.
China startete am 16. Oktober sein Raumschiff Shenzhou-13 und schickte drei Astronauten auf eine sechsmonatige Mission zu seiner Raumstation, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Die Raumstation „Tiangong“ („Himmlischer Palast“) war in diesem Jahr ins All gebracht worden und soll im kommenden Jahres voll funktionstüchtig sein. Das Land hat bereits einen Rover zum Mars sowie Sonden zum Mond entsandt.
Im All wird es enger
Starlink von SpaceX betreibt mehr als 1700 Satelliten. Ziel des Programms ist es, weiten Teile der Erde einen Zugang zum Internet zu gewähren. „Seit Starlink im Betrieb ist, haben wir einen Anstieg der Zahl der nahen Vorbeiflüge bemerkt“, sagte der Astrophysiker McDowell. Ausweichmanöver in den erdnahen Umlaufbahnen würden allerdings allgemein immer häufiger nötig, weil sich dort immer mehr Objekte drängen.
Tesla verkauft jedes vierte seiner Fahrzeuge auf dem chinesischen Markt. Als eines der wenigen ausländischen Unternehmen betreibt der US-Hersteller ein Werk in Schanghai, das sich gänzlich in seinem Besitz befindet. Für den Bau der Fabrik hat Tesla politische Zugeständnisse und umfangreiche staatliche Unterstützung erhalten.
Die Rivalität zwischen den USA und China im Weltraum hat sich verschärft. Anfang dieses Monats sagte ein führender chinesischer Wissenschaftler, dass sein Land möglicherweise bis 2030 erstmals Astronauten auf den Mond schicken könne. Der oberste Raumfahrtbeauftragte von Präsident Joe Biden hatte einen ähnlichen Zeitplan für die neue amerikanische Monderkundung aufgestellt und damit die Möglichkeit eines Duells zwischen zwei der finanzstärksten Raumfahrtmächte der Welt in Aussicht gestellt.
Sowohl China als auch die USA sind Unterzeichner des Weltraumvertrags, der die Staaten für nationale Weltraumaktivitäten verantwortlich macht, unabhängig davon, ob sie von staatlichen oder nichtstaatlichen Stellen durchgeführt werden. Er besagt auch, dass die Staaten für Schäden durch ihre Weltraumobjekte haften.