Digitale Schulen : Wie Schüler in der digitalen Welt lernen
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Davon zeugt auch die recht flotte Expansion der Steve-Jobs-Schulen. Inzwischen gibt es 25, Ende des Jahres werden es mindestens 40 Schulen mit rund 8000 Schülern sein, die aus allen sozialen Schichten stammen. Und man rechnet mit 100 bis 150 Grundschulen Ende des kommenden Jahres.
Konzept auch in Schwellenländern beliebt
„Die Transformation einer Schule dauert etwa sechs Monate“, erklärt Dirk de Koning, einer der zwölf Mitarbeiter von de Honds Unternehmen, das Schulen darin unterstützt, als Steve-Jobs-Schulen zu arbeiten. Dafür kassiert man je nach Größe der Schule eine Gebühr von 25000 bis 60000 Euro im Jahr.
De Koning trägt ein weißes offenes Hemd und einen gut geschnittenen blauen Anzug. Seine Worte sitzen, er ist ein hervorragender Verkäufer. Auch er kommt aus der Wirtschaft, hat schon im Marketing gearbeitet. „Das ist zwingend“, sagt er. „Man kann ein System nur von außen, nicht von innen neu erfinden.“
Man will das Konzept auch in anderen Länder verkaufen. In Südafrika sind bisher zwei und in Spanien eine Schule eröffnet worden. In Südafrika könnten es mehr werden, sagt de Koning. Starkes Interesse komme auch aus Abu Dhabi und Dubai. „Die Schwellenländer wollen in der Bildung einen Sprung nach vorne machen.“
Europäische Staaten tun sich schwer
In den europäischen Ländern tut sich das Bildungsunternehmen hingegen schwer. „Auf den reifen Bildungsmärkten glaubt man, schon über ein solides System zu verfügen“, hat de Koning beobachtet. Von deutschen Interessenten höre er außerdem, das Lernkonzept sei zu anders, zu frei – es sei kaum durchzusetzen.
In den Steve-Jobs-Schulen lernen die Kinder in gewisser Weise, was sie wollen. Dank des „personalisierten Lernens“ via Tabletcomputer arbeite jedes Kind auf seinem eigenen Level, erklärt de Koning. Also auch der fünf Jahre alte Hochbegabte mit Programmen, die normalerweise Kinder der Abschlussklasse benutzen.
Es gibt aber durchaus Vorgaben, festgeschrieben im „individuellen Entwicklungsplan“. Sie basieren auf den öffentlichen Lehrplänen, berücksichtigen aber genauso die Interessen, Talente und Fähigkeiten jedes Kindes. Alle sechs Wochen bewerten Schüler, Eltern und Lehrkräfte den Fortschritt, und es werden neue Ziele gesetzt.
Schüler digitalisierte Schulen schneiden besser ab
„Es ist nicht so, dass man, weil man acht Jahre alt ist, genau das und das wissen muss“, sagt de Koning. Ein Schüler könne zum Beispiel über längere Zeit vor allem Mathe lernen und dann über längere Zeit Niederländisch. „Aber am Ende der Grundschulzeit, mit zwölf Jahren, sind alle mehr oder weniger am selben Punkt angelangt.“
Die Lehrpersonen, sie werden „Coaches“ genannt, spielen auch in den Steve-Jobs-Schulen eine wichtige Rolle; rechnerisch kommt auf zwanzig Schüler ein Coach, ein nach deutschen Maßstäben günstiges Verhältnis. Sie kontrollieren, die Technik macht’s möglich, die Lernfortschritte sehr genau.
Und sie greifen ein, wenn ein Kind über zu lange Zeit nur noch Mathe lernen möchte, es aber seine Rechtschreibfähigkeiten verbessern sollte. Immer wieder sammeln sie zudem die Schüler in kleinen Gruppen, wenn diese etwas nicht verstehen und um den Stoff zu vertiefen. „Jedes Kind ist Herr über seinen persönlichen Schultag“, betont de Hond.
Doch schaffen das Kinder in diesem Alter? Sehr gut, versichert er. Wem das eigenständige Lernen schwerfalle, und das gelte nur für wenige Kinder, der bekomme eben mehr Unterstützung.
Weil das Lernen am Computer Spaß mache und die Schüler freiwillig, auch nach der Schule, lernten, machten sie gute Fortschritte, sagt de Koning. Zum Beweis führt er die Ergebnisse eines staatlichen Vergleichstests (Cito) an: Im Januar wurden die Sprach- und Rechenfähigkeiten aller holländischen Schüler getestet, die die Grundschulen im Sommer verlassen.
Die Steve-Jobs-Schüler hätten sehr gut abgeschnitten, sagt de Koning. „Sie waren um 40 Prozent besser als der durchschnittliche Schüler in den Niederlanden.“ Ilmess, dessen Familie aus Marokko stammt, findet die neue Schule jedenfalls viel besser als die alte. Was ist besser? „Das iPad.“ Damit zu arbeiten sei cool, sagt er. „Ich kann spielen, was ich will.“