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Gegen das Waldsterben : Warum Baumsamen mit Drohnen ausgebracht werden

  • -Aktualisiert am

Aussaat mit Drohne Bild: Jens Raiser

Skyseed aus Berlin hat ein effektives Verfahren zur Aussaat entwickelt, das sogar die Bundesregierung förderwürdig findet.

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          Der Klimawandel wirkt sich stark auf die Wälder aus. Ihnen fehlt Wasser, Bäume sterben ab. Ob Birke, Erle, Lärche oder Kiefer – wo Baumsamen benötigt werden, ist die Skyseed GmbH zur Stelle. Das Berliner Start-up, das von den Brüdern Dominik und Simon Wind und Ole Seidenberg Anfang 2021 gegründet worden ist, beschäftigt 16 Mitarbeiter und wächst stetig.

          Man rüstet Drohnen mit Samen aus. „Die Traglast einer Drohne beträgt 15 Kilogramm, was etwa einer Menge zwischen einigen Hundert und mehreren Millionen Samen entspricht, je nach Baumart“, berichtet Seidenberg. Bei voller Belastung schafft es eine Drohne innerhalb von 20 Minuten bis zu zwei Hektar Land zu besäen. Das entspricht etwa 20 Hektar am Tag. Unter – seltenen – idealen Bedingungen wie einem offenen Areal oder perfektem Wetter schafften die Drohnen auch knapp die doppelte Menge. Einschränkend wirken Flugauflagen des Bundes, die Drohnenflüge bei Nebel und auch bei geringem Regen untersagen. Der Preis einer Drohne sei stattlich, sagt Seidenberg. Sie koste 15.000 Euro, ohne Akkus und Saat-Mechanismus.

          Bis zu 50 Prozent günstiger

          Die Samen sind ein Millimeter bis zwei Zentimeter klein. Die Drohnen lassen sie gezielt fallen. Wegen ihres geringen Gewichts verteilen sie sich eigentlich nicht gleichmäßig, weshalb Skyseed eine Ummantelung entwickelt hat, die sie nahezu geradlinig zu Boden fallen lässt. Diese Art der Aussaat ist für die Kunden bis zu 50 Prozent preiswerter als eine herkömmliche. Durch die Ummantelung werden die Samen von Geruch und Geschmack befreit, sodass Schnecken und Mäuse die Samen nicht fressen. Auch die Bundesregierung hat Gefallen an der Art der Aussaat gefunden, weshalb die Tätigkeit des Unternehmens im Koalitionsvertrag als förderwürdig benannt wird.

          „Für einstige Waldflächen, in denen kaum noch ausreichend Wasser und Nährstoffe mehr gespeichert sind, werden diese Samen im hauseigenen Labor so präpariert, dass sie dennoch keimen und gedeihen können“, erklärt Seidenberg weiter. Naturstoffe, die Wasser sehr gut speichern, werden mit den Samen kombiniert und in eine Art Medium eingeschlossen.

          Auch Kraut- und Straucharten

          Nicht nur Baumsamen werden verstreut, auch Kraut- und Straucharten werden großflächig verbreitet, um eine schnelle Durchwurzelung des Bodens zu gewährleisten, Schatten zu spenden, das Bodenleben zu aktivieren und bessere Wachstumsbedingungen zu schaffen.

          Zu den beliebtesten Samen gehören neben Birke und Kiefer Modebäume wie Douglasien und Lärchen. Man erzielte 2022 laut Seidenberg einen Umsatz von rund 130.000 Euro; 70 bis 80 Prozent wurden in die hauseigene Forschung und Entwicklung investiert. „Für 2023 gehen die Prognosen auf 300.000 Euro plus hinaus.“

          Neben Skyseed arbeiten in Europa nur wenige Anbieter mit dieser Drohnentechnik: Am bekanntesten ist Dendra Systems aus England; sie sind jedoch nur in den USA und Kanada aktiv. Man sei „unangefochtener Marktführer in Deutschland“, sagt Seidenberg, ohne Konkurrenz.

          Kooperation mit der TU Freiberg

          Zu den Kunden gehören neben dem Bund und einzelnen Bundesländern private Waldbesitzer und Kleinstwaldbetreiber in Form von kleinen Verbänden. Diese beauftragen Skyseed für den Erhalt oder eine Vergrößerung ihrer Wälder und Wiesen, wofür durchschnittlich ein Preis zwischen 2500 und 3000 Euro je Hektar verlangt wird, wie Seidenberg berichtet.

          Zusammen mit der TU Freiberg hat das Unternehmen eine große Versuchsfläche angelegt. „Da immer mehr Anfragen aus dem europäischen Ausland wie Spanien, Schweden, Österreich und der Schweiz kommen, ist eine Expansion in den Süden des deutschsprachigen Raums, aber auch in andere europäische Länder, bei Erfolg der Versuche, im Gespräch“, sagt Seidenberg.

          Der Artikel stammt aus dem Schülerprojekt „Jugend und Wirtschaft“, das die F.A.Z. gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Banken veranstaltet.

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