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Skype-Erfinder : „Bald kauft der Roboter für Sie ein“

Ein Einkaufsroboter von Starship Bild: Starship

Ahti Heinla hat Skype erfunden. Jetzt schickt er selbstfahrende Roboter in die Innenstädte: Die sind sicherer als jede Drohne, findet er - und bei Diebstahl um Hilfe rufen können sie auch.

          5 Min.

          Herr Heinla, Sie haben Skype mitgegründet. Logisch, dass wir heute skypen, um über Ihre jüngste Erfindung zu reden. Aber warum ist unsere Verbindung so schlecht?

          Bettina Weiguny
          Freie Autorin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Das liegt nicht an Skype, sondern am W-Lan meines Hotels hier.

          Sie befinden sich momentan im Silicon Valley, im Herzen der digitalen Revolution. Gibt es da keinen ordentlichen Empfang?

          Fürchterlich, ich muss meinen Computer alle 20 Minuten neustarten, egal, was ich im Internet mache. Das hat mit Skype nichts zu tun.

          Dann erzählen Sie mal von Ihrem neuen Projekt „Starship“. Was haben Sie da für einen Roboter entwickelt?

          Das ist ein Lieferroboter, der Ihnen künftig Ihre Einkäufe aus dem Supermarkt nach Hause bringt.

          Ich kaufe Lebensmittel ein, und der Roboter nimmt mir die Schlepperei ab?

          Sie müssen gar nicht in den Supermarkt. Sie bestellen online, wir packen die Sachen frisch zusammen und schicken Starship zu Ihnen nach Hause. Ihre Sachen sind also nicht wie bei den jetzigen Lieferdiensten stundenlang im Lastwagen unterwegs, sondern nur so lange, wie Sie sonst für den Heimweg zu Fuß brauchten.

          Dann kommt der Roboter aber nicht sonderlich weit.

          Er bringt die Einkäufe nicht von München nach Frankfurt, nicht mal von Berlin West nach Berlin Ost. Wir werden ihn nur für Entfernungen von bis zu vier, fünf Kilometern einsetzen.

          Künftig marschieren Scharen von Robotern durch die Vorstädte?

          Aber die stören ja nicht. Die fahren Schrittgeschwindigkeit auf dem Bürgersteig und sind ganz leise.

          Ein Lieferwagen ist viel geräumiger und praktischer.

          Nein, das teuerste an den Lieferdiensten sind die Lieferwagen, die ständig irgendwo Parkplätze suchen müssen und Unmengen Sprit verbrauchen. Unser Roboter verbraucht gerade mal so viel Strom wie eine Glühbirne, ist also im Vergleich zum Lastwagen viel billiger.

          Wie viel passt denn rein in den Kameraden?

          Zwei Einkaufstaschen.

          Und wenn ich mehr einkaufe?

          Dann schicken wir Ihnen zwei oder drei Roboter nach Hause.

          Die können aber nicht an der Haustür klingeln.

          Sie kündigen sich aber bei Ihnen über eine App an. Das ist super simpel. Sie bestimmen, wann Sie die Einkäufe geliefert haben möchten. Die App hält Sie auf dem Laufenden, wo ihre Einkäufe sind, und irgendwann heißt es: Stehen vor der Tür!

          Wie verhindern Sie, dass der Roboter in ein Auto läuft?

          Er galoppiert ja nicht wie ein wildes Pferd durch die Innenstädte. Er fährt langsam und bleibt - dank GPS, Sensoren und neun Kameras - immer schön auf dem Bürgersteig. Muss er über eine Kreuzung, bleibt er an der roten Ampel stehen, und kommt ein spielendes Kind angerannt, sieht er das und stoppt.

          Und wenn jemand die Einkäufe klaut?

          Das ist unwahrscheinlich. Sie werden unserem Starship ja keine Juwelen anvertrauen. Außerdem sind die Einkäufe nicht direkt zugänglich, sondern werden im Innenraum verstaut. Wer da dran will, wird von den Kameras am Roboter gefilmt. Das wiederum sieht unser Operator, der die Roboter am Bildschirm beaufsichtigt. Sollte ein Dieb zugreifen, reagiert der sofort, schreit „Hilfe!“ und alarmiert die Polizei.

          Den Hilferuf hört man tatsächlich auf der Straße?

          Ja, über ein Mikrofon kann der Operator jederzeit mit der Umwelt in Kontakt treten und ...

          Hallo? Ich kann Sie nicht mehr hören. Hallo? ...

          ... Entschuldigen Sie, ich musste den Computer kurz neustarten. Wie angekündigt, nach genau 20 Minuten. Ist immer das Gleiche. Der Operator kann also jederzeit sehen, wo seine Roboter sind und was sie machen, und er kann mit der Umgebung direkt kommunizieren.

          Wie viele Roboter betreut so ein Operator?

          Wir gehen von etwa 100 Robotern aus, die ein Mitarbeiter betreuen kann. Dass er sich aktiv irgendwo einschalten muss, soll ja die Ausnahme sein. Aber das müssen wir alles ausprobieren. Im Frühling starten wir mit Tests in England, Deutschland und Amerika folgen dann hoffentlich bald. Bei Ihnen ist die Gesetzgebung leider etwas komplizierter. In England müssen wir landesweit lediglich einmal klären, ob unsere Roboter auf dem Bürgersteig fahren dürfen, in Deutschland müssen wir bei jeder Kommune anfragen.

          Sie kommen eh zu spät: Die Zukunft gehört den Drohnen. Amazon und Google testen längst im großen Stil den Versand aus der Luft.

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