Die tapferen Schneider im Aufschwung
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Maßschneider „Huntsman“ auf der Savile Row Bild: Lucas Bäuml
Niemand trägt mehr Anzug nach Corona? Von wegen. Die Londoner Maßschneider in der Savile Row machen erstaunlich gute Geschäfte.
Vor zwei, drei Jahren ging die Angst um in der Savile Row. Während der Lockdowns blieb die Kundschaft weg in der legendären Straße der Maßschneider im Herzen von London. Manches traditionsreiche Geschäft überlebte Corona nicht. Läden standen leer. Viele Schneider bedrückte die Sorge, dass formelle Herrenanzüge zum Auslaufmodell werden. Selbst in den Banken und Kanzleien der City sind klassische Anzüge nicht mehr Pflicht. Gieves & Hawkes, ein bekanntes Schneiderunternehmen, das in der prestigeträchtigen Hausnummer 1 residiert, musste Insolvenz anmelden.
Das symbolische Totenglöckchen schien endgültig zu läuten, als das Statistikamt ONS vor einem Jahr entschied, den Herrenanzug aus dem Warenkorb für die Inflationsberechnung zu streichen, weil er kaum noch messbar verkauft werde. Dann meldete die BBC Ende 2022 auch noch, dass drohende größere Abriss- und Umbauarbeiten in der Savile Row zu Unruhe führten. Joseph Morgan, Manager des Schneiderunternehmens Chittleborough and Morgan, sorgte sich, dass die Straße ihre Identität verliere. „Die Schneider fürchten um ihre Zukunft, wenn die geplante Entwicklung vorangeht“, lautete die BBC-Überschrift.
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