Schlecker-Gläubigerversammlung : Milliardär Berggruen bekundet offiziell Interesse
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Nicolas Berggruen Bild: dpa
Der Schlecker-Gläubigerausschuss hat über die Zukunft der insolventen Drogeriemarktkette beraten. Doch das Ergebnis bleibt offen. Wird das Unternehmen zerschlagen? Der Milliardär Nicolas Berggruen streckt jedenfalls seine Fühler aus.
Der Investor Nicolas Berggruen könnte nach der Übernahme von Karstadt auch für die Schlecker-Mitarbeiter zum Retter werden. „Wir stehen in Kontakt mit dem Insolvenzverwalter“, bestätigte ein Sprecher Berggruens der Nachrichtenagentur Reuters.
Eine Entscheidung über die Zukunft der insolventen Drogeriemarkt-Kette wird an diesem Freitag, anders als erwartet, jedoch nicht mehr fallen: Der Gläubigerausschuss hat eine solche Entscheidung vertagt. Damit hat der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz noch eine Galgenfrist für die Schlecker-Rettung erhalten. Die Investoren sollen nun bis kommenden Freitag ein belastbares und für die Gläubiger akzeptables Angebot einreichen, sagte Geiwitz am Freitag nach der Ausschusssitzung. Ansonsten müsse der Betrieb von Schlecker eingestellt werden.
Nicolas Berggruen schaut sich Schlecker nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters offenbar schon etwas länger an. Der deutsch-amerikanische Geschäftsmann Berggruen, der sich hierzulande durch die Rettung der insolventen Warenhauskette Karstadt einen Namen gemacht hat, tritt vor allem dann in Erscheinung, wenn Unternehmen um ihre Existenz bangen.
„Die meisten schlechten Nachrichten sind Herausforderungen“, sagte er jüngst im Interview mit dem „Zeit“-Magazin. Und davon hatte der Investor in letzter Zeit genug: Schon 2007 übernahm der 50-Jährige, dessen Vermögen „Forbes“ zuletzt auf 2,3 Milliarden Dollar schätzte, Teile des insolventen Möbelriesen Schieder. Nach der Karstadt-Rettung bot Berggruen unter anderem um die Metro-Warenhauskette Kaufhof, investierte in das Fast-Food-Unternehmen Burger King.
Ein typischer Unternehmer ist er allerdings nicht: Der Sohn des jüdischen Mäzens und Kunstsammlers Heinz Berggruen trägt Dreitagebart und findet, Reiche wie er selbst sollten mehr Steuern zahlen. Seine Luxuswohnungen in New York, London und Los Angeles verkaufte er schon vor Jahren - und lebt seither in Hotels rund um die Welt, allenfalls noch in seinem Flugzeug.
Nach einem Finanzstudium in New York machte er sich als privater Investor selbstständig. Sein Unternehmen Berggruen Holdings investiert weltweit vor allem in Firmenbeteiligungen und Immobilien.
Woher sein Hang zu angeschlagenen Unternehmen kommt? „Natürlich ist es für mich eine fantastische Sache, wenn ich helfen kann, die Zerschlagung zu verhindern und die Arbeitsplätze zu retten“, sagte er dem „Zeit“-Magazin mit Blick auf Karstadt. Ob die Jobs dauerhaft bestehen und die Warenhauskette tatsächlich eine Zukunft hat, muss sich allerdings noch erweisen. Die Sanierung sei ein Marathon und kein Sprint, bilanzierte der Chef Andrew Jennings Mitte Mai.
Berggruen sagt: „Ein Investment ist wie ein Organ, es muss auch funktionieren, es muss eine ökologische Balance geben.“ Dass er kein Wohltäter, sonder Geschäftsmann ist, räumt er freimütig ein: „Wenn ich in Zeitungen investiere, wie etwa bei „El Pais“ in Spanien, dann tue ich das nicht, weil ich gerne lese.“
Sein Vermögen häuft Berggruen aber keineswegs nur für sich selbst an: 2010 schloss er sich dem amerikanischen Projekt „The Giving Pledge“ an und erklärte, einen großen Teil seines Vermögens für karitative Zwecke zu spenden. Zugleich unterstützt er mit seiner wohltätigen Stiftung Nicolas Berggruen Charitable Trust die Kunstszene.