Die Lücken der Arbeitslosenstatistik
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Es ist fünf vor zwölf: Agentur für Arbeit in Hamburg Bild: dpa
Viel mehr Menschen, als es die offizielle Quote zeigt, haben derzeit nichts zu tun. Das gilt auch für Deutschland, wo viele Menschen in Kurzarbeit gehen mussten.
Kann das wirklich sein? Die Wirtschaft stürzt wegen Corona in die tiefste Rezession seit langem – doch die offiziell erfasste Arbeitslosigkeit steigt nur wenig, fast wie im Schneckentempo? In der Eurozone lag die Arbeitslosenquote laut dem Statistikamt Eurostat im März bei 7,2 Prozent, inzwischen soll sie den jüngsten Zahlen für Juli zufolge auf 7,9 Prozent zugelegt haben. Laut dieser Statistik stehen seit März bislang nur rund eine Million mehr Menschen, insgesamt 12,8 Millionen, auf der Straße. Diese Zahlen zeigen aber nur einen Teil der Wahrheit. Gleichzeitig haben Millionen Menschen ihren Job gezwungenermaßen auf Kurzarbeit reduziert; andere haben ihre Beschäftigung verloren, tauchen aber nicht als arbeitslos in der offiziellen Statistik auf.
Ökonomen der Schweizer Großbank UBS haben daher eine Berechnung der „Schattenarbeitslosigkeit“ durchgeführt. Ihr Ergebnis: Im Frühjahrsquartal lag die tatsächliche Arbeitslosigkeit in der Eurozone bei 20 Prozent und jetzt, im dritten Quartal, beträgt sie wohl 15 Prozent. Das ist doppelt so viel wie im Eurostat-Zahlenwerk. In Spanien vermutet die UBS-Ökonomin Anna Titareva trotz des jüngsten Rückgangs der Kurzarbeit noch immer deutlich mehr als 20 Prozent Nichtarbeitende, in Italien fast 20 Prozent, in Frankreich etwa 13 Prozent und in Deutschland etwa 12 Prozent.
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