Softwarekonzern : SAP will 3000 Stellen abbauen
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Jahresziele erreicht, aber dennoch zum Sparen gezwungen: SAP will 3000 Stellen abbauen. Bild: dpa
Der Softwarekonzern SAP erreicht seine Jahresziele und will sich wieder stärker auf seine Kernbereiche konzentrieren und Kosten senken. Dafür sollen Stellen abgebaut werden. Auch ein Qualtrics-Verkauf steht zur Debatte.
Der baden-württembergische Softwarekonzern SAP hat im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem ordentlichen Schlussquartal im Tagesgeschäft seine Jahresziele erreicht. Wie der Vorstand heute aus dem Unternehmenssitz in Walldorf berichtete, ging das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 2 Prozent auf 8,03 Milliarden Euro zurück. Der Jahresumsatz stieg auch dank der anziehenden Geschäfte mit Cloudsoftware zur Nutzung über das Netz um elf Prozent auf 30,9 Milliarden Euro. Ohne den schwachen Euro wäre der Erlös aber nur um 5 Prozent gewachsen. Unter dem Strich sackte der Nettogewinn um gut zwei Drittel auf 1,71 Milliarden Euro ab, vor allem weil die Risiko-Beteiligungen an Start-ups nicht so viel Bewertungserträge beisteuerten wie zuvor.
Für das neue Jahr hat sich SAP vorsichtige Finanzziele gesetzt. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll währungsbereinigt um 10 bis 13 Prozent auf 8,8 bis 9,1 Milliarden Euro wachsen. Das Unternehmen hatte bereits in Aussicht gestellt, dass es in diesem Jahr wieder prozentual zweistellig nach oben gehen soll mit den Ergebnissen im Tagesgeschäft, nachdem in den Vorjahren viel Geld in den Ausbau des Cloudgeschäfts mit Software zur Nutzung über das Netz investiert wurde. Mit der Cloudsoftware will SAP im laufenden Jahr währungsbereinigt zwischen 22 und 25 Prozent mehr Umsatz machen, im gesamten Produktumsatz erwartet Vorstandschef Christian Klein ein Plus zwischen 6 und 8 Prozent. Bei den Aussichten für den Erlös bleibt SAP damit eher am unteren Ende der Analystenerwartungen – beim operativen Ergebnis lagen die Schätzungen im Schnitt in der vom Konzern anvisierten Spanne.
Verkauf von Qualtrics im Blick
Aufgrund der Ergebnisse und Aussichten sieht sich Europas größter Softwarehersteller zu einem Stellenabbau gezwungen. Damit reiht sich SAP in die jüngste Entlassungswelle unter Technologieunternehmen auf der ganzen Welt ein. Bei der Umstrukturierung sollen 3000 Stellen wegfallen, kündigte Vorstandschef Christian Klein an. In Deutschland sollen 200 Mitarbeiter betroffen sein. SAP wolle sich mit dem Jobabbau auf das Wachstum im angestammten Bereich mit Software zur Unternehmenssteuerung (ERP) konzentrieren, sagte Klein. Die Einschnitte werde es in anderen Bereichen geben. Finanzchef Luka Mucic gab an, dass es auch Entlassungen geben dürfte. Das Unternehmen wolle die jährlichen Kosten mit dem Schritt um 350 Millionen Euro senken. Diese Einsparungen dürften großteils erst 2024 zum Tragen kommen.
Außerdem denkt SAP über einen Verkauf seiner US-Tochter Qualtrics nach. Ein möglicher Deal könnte dem Konzern zufolge eine stärkere Konzentration auf das Wachstum mit Cloudsoftware sowie auf die Profitabilität erlauben, hieß es vom Vorstand. Die Überlegung stehe im Einklang mit dem strategischen Plan, das Portfolio zu straffen. Derzeit sei ein Verkauf von Qualtrics noch nicht in der Prognose eingearbeitet, er dürfte aber positive Folgen für die Profitabilität haben, sollte er zustande kommen, sagte Finanzchef Luka Mucic in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Er rechne mit viel Interesse von Käufern an dem Unternehmen.
SAP hatte Qualtrics 2018 für 8 Milliarden US-Dollar übernommen. Der damalige Konzernchef Bill McDermott hatte damit unter anderem den US-Rivalen Salesforce ins Visier genommen und wollte die Position von SAP im Geschäft mit dem Kunden- und Vertriebsmanagement stärken. Bereits 2021 hatte SAP sich aber unter dem neuen Chef Christian Klein wieder etwas von der Tochter gelöst und sie in Teilen an die Börse gebracht. Derzeit wird das Unternehmen an der Börse mit 6,6 Milliarden Dollar bewertet, SAP besitzt derzeit laut Mucic 71 Prozent der Anteile. Das Vorhaben sowie ein möglicher Zeitpunkt seien noch nicht endgültig entschieden und hingen von einer Reihe von Faktoren ab, hieß es von SAP.