SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner : „Wir zeigen, dass Europäer in dem Geschäft Spitze sein können“
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Bild: Röth, Frank
Als SAP vor 40 Jahren an den Start ging, war Hasso Plattner einer der Mitgründer. Heute ist er der letzte von ihnen, der noch im Unternehmen tätig ist: als Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Nach einigen Schwierigkeiten hat SAP mit seinem Datenbanksystem Hana pünktlich zum Jubiläum wieder Fahrt aufgenommen, und Sie sind damit ja auch an Ihre Wurzeln zurückgekehrt. War das so geplant?
Wenn man so was nur mal alles planen könnte. Nach ein paar holprigen Jahren ist SAP wirtschaftlich und technisch wieder an der Branchenspitze. Wir haben den Markt für Unternehmenssoftware vor 40 Jahren mit geschaffen, sind mit ihm gewachsen und haben unsere führende Rolle bis heute verteidigt.
Mit Hana geben Sie nun vor, eine neue Entwicklung einzuläuten. Ist das nicht etwas hoch gegriffen?
Warum?
Weil die damit verbundene Technik und Methode, Daten im Hauptspeicher zu bearbeiten, nicht ganz so neu ist, wie Sie vorgeben.
Ich glaube nicht, dass es noch irgendein anderes Datenbanksystem auf der Welt gibt, das nur im Hauptspeicher arbeitet, dass gleichzeitig zeilen- und spaltenorientiert ist, vollständige Tabellen sowie transaktionale und analytische Verarbeitungen zur Verfügung stellt, das mathematische Funktionen offeriert - und das alles für strukturierte und auch für unstrukturierte Daten macht.
In den Einzelteilen ist das nichts Neues.
Aber in der Kombination ist das ein Novum. Das hat außer uns keiner. Auch die einzelnen Funktionen des iPhones sind nicht neu. Neu ist die Kombination.
Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Die ging vor fünf Jahren am Hasso Plattner Institut der Universität Potsdam los. Wir stellen uns die Frage, wie wir Software für betriebswirtschaftliche Ressourcenplanung heute neu entwickeln würden.
Waren Sie mit Ihren Systemen nicht mehr zufrieden?
Eigentlich schon, doch besser geht immer. Wir waren auf der Suche nach neuen spannenden Themen für unsere Doktoranden. Dabei stießen wir auf dieses Thema. Die Fundamente dieser Programme waren ja schon vor Jahrzehnten entwickelt worden.
Unter anderem von SAP.
Ja, unter anderem von SAP. Als wir SAP gründeten, war es unser Ziel, eine Software zur Verknüpfung unterschiedlicher betriebswirtschaftlicher Funktionen zu schreiben. Dreieinhalb Jahrzehnte später fragten wir uns am HPI, ob wir heute auf diesem Weg jeden der damaligen Schritte noch einmal genauso machen würden.
Und, würden Sie?
Wir sind auf alle Fälle einen Schritt weiter gegangen.
Inwiefern?
Wir wollten ein Datenbanksystem schaffen, das gleichzeitig analytisch und transaktional arbeiten kann. Wir wollten also beide Welten verbinden. Bislang war das nicht möglich. Und die Lösung sollte auch einfach On-demand, also Cloud-basiert nutzbar sein.
Mit anderen Worten: Sie wollten einen datentechnischen Alleskönner.
Wenn Sie so wollen: Ja. Alles sollte möglich sein und das in kürzester Zeit, und hier sprechen wir von Zeitspannen eines Wimpernschlags.
Und wie machen Sie das?
Wir holen die Daten zur Analyse nicht mehr von externen Speichern wie Festplatten, sondern halten sie gleich im Hauptspeicher vor. Das lässt uns wesentlich schneller sein als die besten Systeme der Konkurrenz.
Sie sprechen da von Oracle?
Ja.
Oracle-Chef Larry Ellison nannte ihr System „sinnlos“ und SAP einen Laden von „Spinnern“.
Dazu sage ich besser nichts.
Vor kurzem hat Oracle mit Exalytics ein ähnliches System wie Hana auf den Markt gebracht…
… Das ist wohl Antwort genug. Aber Exalytics ist kein wirkliches In-Memory-System wie Hana. Wir haben das Konzept, alles im Hauptspeicher zu halten, Exalytics arbeitet anders. Wir haben einen deutlichen technologischen Vorsprung vor dem langjährigen Marktführer im Datenbankgeschäft. Das ist gut für SAP.
Und das ärgert Ellison?