Loyal zu Putin, auch im Krieg
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Elvira Nabiullina trägt seit dem Angriff auf die Ukraine öffentlich meist schwarz. Bild: Getty
Die Präsidentin der russischen Zentralbank Elwira Nabiullina gilt eigentlich als liberal. Der Krieg gegen die Ukraine zwingt sie zu Maßnahmen, die ihr zuwider sein dürften. Doch eine Wahl hat sie kaum.
Wenige Tage nach Russlands Überfall auf die Ukraine soll Zentralbankchefin Elwira Nabiullina den Präsidenten um ihre Entlassung gebeten haben. So berichtete es im März die Agentur Bloomberg; Wladimir Putin habe abgelehnt. Ob die Geschichte stimmt, ist unklar. Doch gewiss war der Kriegsausbruch für Nabiullina ein Schock: Jahrelang hatte sie für die Stabilisierung des russischen Finanzsystems gekämpft, war für ihre Erfolge international, aber auch von Putin gefeiert worden. Nun opferte der Kremlchef all diese Errungenschaften mit einem Federstrich für seinen Krieg.
Dass dies Nabiullina persönlich trifft, versichern Menschen aus ihrem Umfeld gegenüber russischen Journalisten, aber sie zeigt es auch selbst: So änderte sie Ende Februar ihren Kleidungsstil. Hatte sie vorher gern farbenfrohe Blusen und Jacketts getragen, tritt sie seither fast ausschließlich in Schwarz auf – ebenso wie ihre Erste Stellvertreterin, Ksenija Judaewa. Außerdem verzichtet Nabiullina seit Kriegsausbruch auf das Tragen von Broschen, die zu einem ihrer markantesten Markenzeichen geworden waren. Mit ihnen verriet Nabiullina der Öffentlichkeit, welche Entscheidungen sie gerade plante. So hatte sie sich etwa in der Pandemie, als sie Maßnahmen zur Stützung des Finanzsystems ankündigte, ein Stehaufmännchen an den Kragen geheftet. Nun sind die Zeiten zu ernst für solche Spiele, sagt ihre neue Garderobe aus. Schon damit hebt sich Nabiullina von den allermeisten Funktionären ab, die die Folgen des Krieges kleinreden. Die Zentralbank hat zuletzt außerdem mehrmals erstaunlich düstere Prognosen über die Zukunft der russischen Wirtschaft unter Sanktionsbedingungen veröffentlicht.
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