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Sputnik V : Einer der gefragtesten Impfstoffe der Welt

Vergleiche zum Zweiten Weltkrieg

Die Studie aus „The Lancet“ hat nicht alle, aber viele Fragen beantwortet. Auch der Kreml nutzt die Veröffentlichung, um im eigenen Land für den Impfstoff zu werben; Präsident Wladimir Putin lobte das Fachjournal für seine „Objektivität“. Als „The Lancet“ im Dezember eine Studie über die Vergiftung des Oppositionellen Alexej Nawalnyj mit dem Kampfstoff Nowitschok publiziert hatte, hatte Putins Sprecher dazu noch gesagt: „Wir lesen keine medizinischen Zeitschriften“. Nun bietet der Erfolg von „Sputnik V“ Russland Gelegenheit, sein angeschlagenes Bild in der Welt aufzubessern. Dafür werden große Vergleiche bemüht. So zog der RDIF eine Verbindung zum Zweiten Weltkrieg: „Sputnik V“ wolle mit den Vereinigten Staaten und anderen Ländern zusammenarbeiten, um dieser Herausforderung an die Menschheit zu begegnen, „genau wie wir es im zweiten Weltkrieg getan haben“.

Auch die EU-Zulassung strebt Moskau nach eigenen Angaben an. Doch kamen hierzu widersprüchliche Angaben aus Russland, die neue Zweifel an der Seriosität der Verantwortlichen säen: Schon Ende Januar hatte der RDIF bekannt gegeben, die EU-Zulassung beantragt zu haben. Dies wies die Arzneimittelagentur EMA zurück: Es habe lediglich eine „wissenschaftliche Beratung“ stattgefunden und die Entwickler hätten ihr Interesse am Beginn eines „Rolling-Review“-Verfahrens ausgedrückt.

In Russland ist das Vertrauen in Sputnik V gering

In diesem Prüfverfahren, das in der Pandemie angewandt wird, um Zeit zu sparen, senden die Impfstoffentwickler schon während der klinischen Studien fortlaufend Daten an die EMA. Vorher prüft aber die EU-Agentur, ob der Impfstoff vielversprechend ist und ausreichend Daten vorliegen. Erst wenn die EMA ihr Einverständnis gibt, können die Entwickler einen Antrag auf „Rolling Review“ stellen. Der RDIF twitterte Mitte Februar, dieser Antrag sei gestellt. Die EU-Arzneimittelagentur bestätigte aber der F.A.Z., dass dies nicht der Fall sei. Man definiere „im Dialog mit dem Unternehmen“ nächste Schritte.

Klar ist, dass die Anforderungen der EMA sehr hoch sind; so müssen etwa alle Patientendaten aus den Studien eingereicht und die Produktionsstätten inspiziert werden. Zudem fordert die EMA inzwischen auch belastbare Daten zur Wirksamkeit der Vakzine gegen die neuen Virus-Mutationen. Laut dem staatlichen Moskauer Gamaleja-Institut, das „Sputnik V“ entwickelt hat, sollen Auffrischungsimpfungen auch gegen die britischen und südafrikanischen Varianten helfen. Daten sind hierzu aber noch nicht veröffentlicht worden.

In Russland spielen die Mutationen bisher fast keine Rolle. Die Infektionszahlen sinken, obwohl es kaum Einschränkungen gibt, Abstands- und Maskenregeln nur halbherzig befolgt werden und bisher nur 2,7 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfstoffdosis erhalten haben. Zwar können sich in vielen Regionen inzwischen alle Erwachsenen impfen lassen, doch das Vertrauen ist gering.

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