„Das System ist sehr stabil – wegen der Armut“
- -Aktualisiert am
Gewöhnt an schwere Zeiten: Viele Russen haben gelernt, mit Entbehrungen zu leben. Bild: EPA
Die Wirtschaftsgeographin Natalja Subarewitsch lehrt in Moskau. Im Interview erklärt sie, warum die Menschen in Russland trotz großer Armut nicht auf die Straße gehen werden.
Frau Professor Subarewitsch, im März haben viele Ökonomen gesagt, die Sanktionen gegen Russland würden im Herbst wirken, wenn die Lagerbestände aufgebraucht seien. Jetzt ist Herbst. Wieso ist noch immer kein Einbruch in Sicht?
Die russische Regierung hat inzwischen „Parallelimporte“ erlaubt. Viele Unternehmen, besonders aus dem Einzelhandel, können deshalb Waren über Drittländer einkaufen. Schwieriger ist die Lage bei Maschinen und Ausrüstung, die häufig unter Sanktionen fallen. Einfachere Dinge können aber in China gekauft werden, und vieles wird auch noch nicht benötigt. Nach der Pandemie haben viele Firmen riesige Lagerbestände aufgebaut. Insgesamt ist die russische Wirtschaft bisher in einem problematischen, aber nicht kritischen Zustand. Einen drastischen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, den wir Ökonomen noch im Frühjahr für dieses Jahr erwartet haben, wird es nicht geben. Dafür sind die Preise für Öl und Gas zu hoch.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo