Rezept gegen Unordnung : Simplify Your Office
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Wie sagte Albert Einstein: „Wenn ein unordentlicher Schreibtisch einen unordentlichen Geist repräsentiert, was repräsentiert dann ein leerer Schreibtisch?“ Bild: Wolfgang Eilmes
Wenn der Schreibtisch zwischen Stapeln und Krimskrams im Chaos versinkt, hilft die Aufräumexpertin. Ein Praxistest.
Wo hatt’ ich noch gleich die Einladung zur Pressekonferenz? Und die Reisekostenabrechnung war doch auch hier irgendwo!? Auf dem Schreibtisch des Redakteurs bietet sich folgendes Bild: Die große Platte in Form eines L füllen mehrere Papierstapel, darunter Artikel für die Recherche, Kladden, Post-Its mit Telefonnummern, ein Tablett mit Tupperschale und Kerze, Visitenkarten, Tickets, Aschenbecher, eine Kaffeetasse. Dazwischen Zeitschriften, Zettel, Zeug. Außerdem ein schulterhoher Turm aus Büchern, der dem von Pisa Konkurrenz macht. Aufräumen wäre mal gut. Aber wo anfangen?
Wer keine Ahnung mehr hat, welche Überraschungen sich im meterhohen Stapel auf dem Schreibtisch verbergen, der braucht Hilfe beim Aufräumen. Und dann kommt sie, Edith Stork, ihres Zeichens Aufräumexpertin. Sie hilft ihren Klienten, das Chaos im Büro in den Griff zu bekommen. Konzerne wie Weltbild gehören ebenso zu ihren Kunden wie der Handwerksbetrieb oder der Selbständige mit Home Office.
Ordnung ist Luxus, nicht Last
Die gelernte Buchhändlerin räumt seit rund 20 Jahren auf in deutschen Büros, mit ihrem System A-P-Dok. Alles, was es in einem Büro gibt, lässt sich demnach in drei Kategorien einteilen: In Administration, das Produkt, das die Firma herstellt, und in Dokumentation, eine Bibliothek mit wichtiger Fachliteratur für den Job. Mit Argusaugen mustert Stork kritisch das Redakteursbüro: „Und was liegt da hinten auf dem Haufen?“ Ein erschrockener Blick, ertappt: „Das könnte ich nicht so genau sagen“, entgegnet der Redakteur. Eine bestimmte Ordnung habe er nicht auf seinem Schreibtisch, gibt er zu. Aber das kann ja noch werden.
Edith Stork zählt und vermisst die Stapel - etwa acht, um die 20 Zentimeter hoch. Ein halber Volltischler sei er, bescheinigt ihm Stork. Es bestehe also noch Grund zur Hoffnung, einen ordentlichen Menschen aus ihm zu machen. Für problematischer hält sie die Bodengründler. Sie türmen die Papiere sogar auf der Erde um sich herum. Viele halten Aufräumen für überflüssig, die Argumente sind stets die gleichen: Ich brauche mein kreatives Chaos, darin finde ich mich gut zurecht, und andere können meine Arbeit eh nicht erledigen - deshalb muss auch keiner die Ordnung an meinem Platz verstehen. Faule Ausreden seien das, meint Stork: „Ordnung ist ein Luxus, keine Last. Sie schafft Freiräume, die Kreativität erst möglich machen.“
Manche Menschen können sich nur schwer trennen
Dann geht sie ans Werk. Sie räumt den ganzen Schreibtisch frei und sortiert Gleiches zu Gleichem. Alle Stifte kommen auf einen Haufen, und alle Zeitschriften auf einen anderen - Clear Desk-Methode nennt sie das. Unter Storks Anleitung mistet der Redakteur seine Stapel aus. „Brauch ich nicht mehr, das auch nicht.“ Ein Zettel nach dem anderen wandert in den Papierkorb. Das Wegschmeißen geht ihm leicht von der Hand. Vielen Menschen fällt es deutlich schwerer, sich von etwas zu trennen. Eine einfache Frage hilft: Kann ich mir das jederzeit woanders beschaffen? Wenn ja, dann weg damit - es sei denn, für die Dokumente gelten gesetzliche Aufbewahrungsfristen.
„Ich zwinge niemanden, Dinge wegzuschmeißen. Ich frage nur genau nach, wozu er sie braucht“, sagt Stork. „Wegwerfen ist eine Frage der Entscheidung. Man darf auch loslassen.“ Sollen die Magazine aufbewahrt werden, kommen sie nach Thema und Jahr geordnet in einen beschrifteten Stehsammler. „Wenn ich etwas wirklich brauche, gebe ich ihm einen Namen und entscheide, wo es steht.“