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Handel : Eine Rewe-Kassiererin packt aus

  • -Aktualisiert am

Ulrike Schwerdhöfer sitzt in ihrem Rewe-Markt in Neu-Isenburg immer an der Kasse 2. Bild: Silber, Stefanie

Frau Schwerdhöfer sitzt seit 43 Jahren an der Kasse und kennt ihre Kunden ganz genau. Ein Gespräch über Kondome, Kollegen und die Konkurrenz.

          5 Min.

          Kassierer im Supermarkt sehen wir öfter als manche Familienmitglieder. Sie gehören fest zu unserem Alltag, und wenn wir treue Kunden sind, kennen wir ihre Gesichter und ihre Stimmen, die am Ende des Einkaufs nach unseren Payback- und Family-Karten fragen. Ulrike Schwerdhöfer ist eine von ihnen, sie arbeitet bei Rewe im hessischen Neu-Isenburg. Seit 1973 ist sie Kassiererin, und das sehr gerne. Das Rentenalter hat die 67-Jährige zwar vor zwei Jahren erreicht, aber weil ihr die Arbeit so viel Spaß macht, sitzt sie auch weiterhin jede Woche 18 Stunden an Kasse 2. Die hat ein großes Förderband und ist „ihre“ Kasse. 2014 wurde sie von den Kunden zur Mitarbeiterin des Jahres im deutschen Lebensmitteleinzelhandel gewählt. Ursprünglich kommt Schwerdhöfer aus Essen-Kettwig, und obwohl sie seit mehr als vier Jahrzehnten in Hessen lebt und mittlerweile auch ortstypisch „babbelt“, dominiert nach wie vor ihr forsch-freundlicher Ruhrpott-Charme.

          Frau Schwerdhöfer, warum sind Sie Kassiererin geworden?

          Eigentlich habe ich eine Lehre als Frisörin gemacht. Aber als dann meine Tochter zur Welt kam, habe ich überlegt, was ich machen kann, um ein bisschen mehr Geld zu verdienen. Da hab ich mich 1973 bei einem Supermarkt beworben, der gerade neu eröffnet hatte. Die haben dann gefragt, was ich machen will. Und da ich gerne mit Geld zu tun habe, wollte ich an die Kasse. Nun ja, haben sie gesagt, das ist aber nicht so einfach. Da brauchen Sie eine Kassenschulung. Die hab ich gemacht, und ich habe es geliebt. Das hat mir so viel Spaß gemacht, das Geld in die Hand zu nehmen. Ich liebe die Kasse! (lacht)

          Sie haben ja nun einige Jahrzehnte dort verbracht. Wie hat sich Ihre Arbeit verändert?

          Früher gab es noch keine Scanner, da musste man noch die Waren und Preise auswendig lernen und eintippen. Das war super. Für mich war das kein Problem, ich konnte schon immer gut mit Zahlen, hatte im Rechnen in der Schule immer eine 1. Ich kann mir auch Geburtstage und Telefonnummern gut merken. Und auch jetzt lerne ich immer noch alles auswendig. Sonst wird man ja ganz blöd im Kopf! Die Kollegen fragen auch immer mich, wenn sie was wissen wollen.

          Wie lautet denn der Code für Gala-Äpfel?

          Einundvierzig null drei. Wissen Sie, wir haben ja diese Zettel an der Kasse, wo wir die Nummern nachschauen können, wenn wir das mal vergessen haben. Aber das dauert! Du musst schon wissen, ob ein Gala- oder ein Braeburn-Apfel vor dir liegt.

          Sie schummeln nie? Und machen aus einer Laugenstange mit Kürbiskernen der Einfachheit halber eine Laugenstange mit Salz?

          Nein. Als ich neu in diesen Supermarkt kam, habe ich alle Brötchen angeschaut und die Sorten auswendig gelernt, weil ich die noch nicht kannte. Das muss man können. Die Rewe muss sich auf mich verlassen können, wenn ich da vorne sitze! Ich kann doch nicht sagen, die Äpfel kosten jetzt alle 1,99 und buche sie alle auf einundvierzig null drei. Nein, das sind verschiedene Sorten, die man eintippen muss. Auch Tomaten sind nicht gleich Tomaten. Da gibt’s Strauchtomaten, Rispentomaten - das sind Unterschiede! Und wenn du das nicht richtig machst, dann stimmt die Inventur vom Chef nicht. Der muss sich auf seine Kassiererin verlassen können.

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