Technologiekonzern : Warum zahlt Apple so wenig Steuern?
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In den Apple-Stores ist immer Betrieb. Bild: Reuters
Der Technologiekonzern Apple macht Milliardengewinne. Aber der deutsche Staat profitiert davon kaum. Dafür gibt es gute Gründe.
So leicht wird aus einem Weltkonzern ein Mittelständler. 62 Milliarden Dollar Gewinn hat Apple im vergangenen Jahr weltweit gemacht, es ist das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Erde. In Deutschland aber gibt sich der Konzern ganz klein. Rund 25 Millionen Euro sind im vergangenen Jahr an den deutschen Fiskus geflossen, dazu die Umsatzsteuer.
Ist das in Ordnung? Kann das mit rechten Dingen zugehen? Die Antworten auf diese Fragen sind so umstritten wie das Wembley-Tor. Nur auf eine Frage gibt es eine verblüffend eindeutige Antwort: Wird sich daran etwas ändern? Das ist unwahrscheinlich. Und überraschend viele Leute finden das vollkommen in Ordnung.
Apple ist eine Geldmaschine, wie es auf der Welt nur wenige gibt. An jedem einzelnen iPhone verdient der Konzern rund 400 Dollar. Grob überschlagen, könnte Apple mit deutschen Kunden rund zehn Milliarden Euro Umsatz machen – fünf Prozent seines Gesamtumsatzes. Rund zwei Prozent von Apples Mitarbeitern sind in Deutschland am Werk. Doch für seine beiden deutschen Gesellschaften hat der Konzern nur rund 0,2 Prozent der weltweiten Steuerlast abgeführt: 25 Millionen Euro – so schätzen es Steuerberater aus den Jahresabschlüssen.
Das verursacht einiges Misstrauen. Schließlich hat jeder die Steuertricks im Kopf, die vor allem amerikanischen Unternehmen in den vergangenen Jahren vorgeworfen wurden: So verschoben sie ihre Gewinne mal zu Briefkastenfirmen in Irland, mal in die Niederlande, mal auf die Bahamas. „Double Irish with a Dutch sandwich“ heißt der prominenteste Steuertrick: Zwei irische und eine niederländische Gesellschaft werden dabei eingesetzt. Patente und Markenrechte werden dort abgelegt, wo sie niedrig besteuert werden. So kommen die Patente zum Beispiel in die Niederlande. Die anderen Landesgesellschaften müssen hohe Lizenzgebühren bezahlen. Und am Schluss landet das Geld zum Beispiel auf den Bahamas, wo es auch nicht versteuert wird. Ganz legal.
„Wir gehorchen allen Gesetzen“
Nach irischem Recht war es auch legal, dass Apple vom irischen Staat darüber hinaus in elf Jahren 13 Milliarden Euro Steuerermäßigungen erhalten hat. Weil andere Unternehmen diese Ermäßigung aber nicht bekommen haben, sah die EU-Kommission vergangenen Sommer eine unzulässige Beihilfe und verpflichtete Irland dazu, sich das Geld von Apple zurückzuholen. „Moralische Steuerhinterziehung“ nennt der stellvertretende SPD-Fraktionschef Carsten Schneider, was Apple mit Irland vereinbart hat.
Apple hat gegen die Entscheidung geklagt. Es war eine der wenigen Situationen, in denen der Konzern selbst öffentlich Stellung nahm. „Wir zahlen alle unsere Steuern, wir gehorchen allen Gesetzen“, sagte Apples Chefjustiziar damals im Interview mit der F.A.Z. Er verwies darauf, dass der Konzern insgesamt ein Viertel seiner aufsummierten Gewinne aller Staaten als Steuern abführt, ungefähr so viel wie mancher deutsche Mittelständler, nicht weniger als viele andere internationale Konzerne. Zwei der insgesamt 16 Milliarden Dollar Steuern landen außerhalb der Vereinigten Staaten. „Es geht nicht um einen Streit darüber, wie viele Steuern wir zahlen, sondern wo wir sie bezahlen.“