Ratingagentur senkt den Ausblick : Deutschlands Spitzenrating ist bedroht
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Die amerikanische Ratingagentur Moody’s gibt der Kreditwürdigkeit Deutschlands zwar weiterhin die Bestnote Aaa, hat den Ausblick jetzt aber auf negativ gesenkt. Damit droht der größten Volkswirtschaft der Eurozone der Verlust ihrer Top-Bonität.
Die amerikanische Ratingagentur Moody’s hat den Ausblick für die Bonität Deutschlands, der Niederlande und Luxemburgs von stabil auf negativ gesenkt. Die drei Länder, die alle derzeit die Top-Bewertung bei der Kreditwürdigkeit haben, gerieten wegen der „wachsenden Unsicherheit“ in der Eurozone ebenfalls in Gefahr, warnte Moody’s am Montagabend nach Börsenschluss in Amerika.
Ein negativer Ausblick ist der erste Schritt für eine Abwertung der Kreditwürdigkeit. Dies bedeutet zwar nicht zwangsläufig eine Herabstufung in naher Zukunft, ist aber ein Hinweis darauf, dass der Spielraum bei einer Verschlechterung der öffentlichen Finanzen nur noch gering ist. Moody’s hatte bereits im Februar den Ausblick für Österreich und Frankreich auf negativ gesetzt. Noch haben beide Länder aber ihr „Aaa“ bei Moody’s. Die Ratingagentur S&P hat sie allerdings schon im Januar herabgestuft.
Finnland behält stabilen Ausblick für Spitzenrating
Insgesamt bewertet Moody’s noch sechs Länder der Eurozone mit der Bestnote, einen stabilen Ausblick gesteht die Agentur von ihnen aber nur noch Finnland zu. Dies begründet Moody’s unter anderem mit dem kleinen und auf den Heimatmarkt fokussierten, gesunden Bankensystem, von dem nur geringe Risiken ausgingen. Finnland betreibe zudem eine konservative Haushaltspolitik, habe stets die Maastricht-Kriterien eingehalten und verkaufe außerdem nur einen relativ kleinen Teil seiner Exporte in den Euroraum, was die Anfälligkeit für Turbulenzen reduziere.
Als Gründe für die nun kommende Überprüfung des deutschen Ratings gab Moody’s einen möglichen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone und dessen voraussichtliche Auswirkungen auf die ebenfalls stark verschuldeten Länder Spanien und Italien an.
Es sei immer wahrscheinlicher, dass Griechenland die Eurozone verlassen müsse, schreiben die Experten der Ratingagentur. Ein Ausscheiden des Landes aus der Eurozone sei aber nicht das Basisszenario der Agentur. Auch andere Eurostaaten laufen angeblich keine Gefahr, die gemeinsame Währung zu verlieren. Dennoch sei davon auszugehen, dass Länder wie Spanien und Italien weitere Hilfen brauchten. In diesem Fall sei wahrscheinlich, dass die europäischen Staaten mit einer sehr guten Bonität die neuen Hilfen schultern müssten, führen die Moody’s-Analysten aus.
In Deutschland sei zudem der Bankensektor anfällig, sollte sich die Schuldenkrise in Europa verschärfen, schreibt Moody“s. Die deutschen Banken seien geschäftlich besonders mit Spanien und Italien verbunden, was das Risiko vergrößere. Das Rating für die deutsche Bad Bank FMS Wertmanagement wurde ebenfalls von stabil auf negativ gesenkt. Das Aaa-Rating der Anstalt wurde jedoch bestätigt.
Finanzministerium kritisiert die Entscheidung
Das Bundesfinanzministerium reagierte unmittelbar und kritiserte die Rating-Entscheidung indirekt als einseitig. Mit der Einstufung der Aussichten des deutschen Spitzenratings als negativ habe Moody’s vor allem die kurzfristigen Risiken in den Vordergrund gestellt, „während längerfristige Stabilisierungsaussichten unerwähnt bleiben“, teilte das Ministerium am Montagabend in Berlin mit. Die genannten Risiken in der Eurozone seien auch nicht neu. Deutschland sei „weiterhin Stabilitätsanker in der Eurozone“. An den internationalen Finanzmärkten sei das Vertrauen in Deutschland hoch.
Bei der Ratingagentur Standard & Poor’s hat Deutschland einen „stabilen“ Ausblick. Zwar hatte auch Standard & Poor’s Deutschlands Topbonität zwischenzeitlich auf den Prüfstand gestellt, die Note letztlich aber nicht angetastet.
Eine Abstufung der Note für die Kreditwürdigkeit kann zu höheren Zinsen bei der Aufnahme neuer Schulden führen. Denn Investoren müssen von einer höheren Wahrscheinlichkeit ausgehen, dass sie ihr Geld nicht wiedersehen.