https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ratingagentur-senkt-den-ausblick-deutschlands-spitzenrating-ist-bedroht-11830187.html

Ratingagentur senkt den Ausblick : Deutschlands Spitzenrating ist bedroht

  • Aktualisiert am

Bild: F.A.Z.

Die amerikanische Ratingagentur Moody’s gibt der Kreditwürdigkeit Deutschlands zwar weiterhin die Bestnote Aaa, hat den Ausblick jetzt aber auf negativ gesenkt. Damit droht der größten Volkswirtschaft der Eurozone der Verlust ihrer Top-Bonität.

          2 Min.

          Die amerikanische Ratingagentur Moody’s hat den Ausblick für die Bonität Deutschlands, der Niederlande und Luxemburgs  von stabil auf negativ gesenkt. Die drei Länder, die alle derzeit die Top-Bewertung bei der Kreditwürdigkeit haben, gerieten wegen der „wachsenden Unsicherheit“ in der Eurozone ebenfalls in Gefahr, warnte Moody’s am Montagabend nach Börsenschluss in Amerika.

          Ein negativer Ausblick ist der erste Schritt für eine Abwertung der Kreditwürdigkeit. Dies bedeutet zwar nicht zwangsläufig eine Herabstufung in naher Zukunft, ist aber ein Hinweis darauf, dass der Spielraum bei einer Verschlechterung der öffentlichen Finanzen nur noch gering ist. Moody’s hatte bereits im Februar den Ausblick für Österreich und Frankreich auf negativ gesetzt. Noch haben beide Länder aber ihr „Aaa“ bei Moody’s. Die Ratingagentur S&P hat sie allerdings schon im Januar herabgestuft.

          Finnland behält stabilen Ausblick für Spitzenrating

          Insgesamt bewertet Moody’s noch sechs Länder der Eurozone mit der Bestnote, einen stabilen Ausblick gesteht die Agentur von ihnen aber nur noch Finnland zu. Dies begründet Moody’s unter anderem mit dem kleinen und auf den Heimatmarkt fokussierten, gesunden Bankensystem, von dem nur geringe Risiken ausgingen. Finnland betreibe zudem eine konservative Haushaltspolitik, habe stets die Maastricht-Kriterien eingehalten und verkaufe außerdem nur einen relativ kleinen Teil seiner Exporte in den Euroraum, was die Anfälligkeit für Turbulenzen reduziere.

          Bild: dapd

          Als Gründe für die nun kommende Überprüfung des deutschen Ratings gab Moody’s einen möglichen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone und dessen voraussichtliche Auswirkungen auf die ebenfalls stark verschuldeten Länder Spanien und Italien an.

          Es sei immer wahrscheinlicher, dass Griechenland die Eurozone verlassen müsse, schreiben die Experten der Ratingagentur. Ein Ausscheiden des Landes aus der Eurozone sei aber nicht das Basisszenario der Agentur. Auch andere Eurostaaten laufen angeblich keine Gefahr, die gemeinsame Währung zu verlieren. Dennoch sei davon auszugehen, dass Länder wie Spanien und Italien weitere Hilfen brauchten. In diesem Fall sei wahrscheinlich, dass die europäischen Staaten mit einer sehr guten Bonität die neuen Hilfen schultern müssten, führen die Moody’s-Analysten aus.

          In Deutschland sei zudem der Bankensektor anfällig, sollte sich die Schuldenkrise in Europa verschärfen, schreibt Moody“s. Die deutschen Banken seien geschäftlich besonders mit Spanien und Italien verbunden, was das Risiko vergrößere. Das Rating für die deutsche Bad Bank FMS Wertmanagement wurde ebenfalls von stabil auf negativ gesenkt. Das Aaa-Rating der Anstalt wurde jedoch bestätigt.

          Finanzministerium kritisiert die Entscheidung

          Das Bundesfinanzministerium reagierte unmittelbar und kritiserte die Rating-Entscheidung indirekt als einseitig. Mit der Einstufung der Aussichten des deutschen Spitzenratings als negativ habe Moody’s vor allem die kurzfristigen Risiken in den Vordergrund gestellt, „während längerfristige Stabilisierungsaussichten unerwähnt bleiben“, teilte das Ministerium am Montagabend in Berlin mit. Die genannten Risiken in der Eurozone seien auch nicht neu. Deutschland sei „weiterhin Stabilitätsanker in der Eurozone“. An den internationalen Finanzmärkten sei das Vertrauen in Deutschland hoch.

          Bei der Ratingagentur Standard & Poor’s hat Deutschland einen „stabilen“ Ausblick. Zwar hatte auch Standard & Poor’s Deutschlands Topbonität zwischenzeitlich auf den Prüfstand gestellt, die Note letztlich aber nicht angetastet.

          Eine Abstufung der Note für die Kreditwürdigkeit kann zu höheren Zinsen bei der Aufnahme neuer Schulden führen. Denn Investoren müssen von einer höheren Wahrscheinlichkeit ausgehen, dass sie ihr Geld nicht wiedersehen.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Unter Nachbarn: Die Hauptsitze der Schweizer Großbanken Credit Suisse (Mitte) und UBS (links) am Zürcher Paradeplatz

          Schweizer Großbank : Der tiefe Fall der Credit Suisse

          Die Credit Suisse ermöglichte einst den wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz. Doch in den letzten Jahren verlor sie das Vertrauen der Kunden. Dass sie nun von der Erzrivalin UBS übernommen wird, ist nicht ohne Ironie.
          Manuela Schwesig beantwortet bei einer Pressekonferenz die Fragen von Journalisten.

          Mecklenburg-Vorpommern : Im Dickicht der Klimastiftung

          Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern war mit Russland aufs Engste verbunden – und baute die Nord-Stream-2-Pipeline mithilfe einer dubiosen Stiftung fertig. Die bekommt das Land nun nicht mehr los.
          Zählen wir mal nach. Gehöre ich schon zur ökonomischen Elite?

          Klassenunterschiede : Eine Frage des Vermögens

          Das Vermögen vieler Reicher entstammt selten eigenen beruflichen Tätigkeiten – sie haben es vielmehr geerbt. Was bedeutet das für unser gesellschaftliches Zusammenleben? Ein neues Klassenmodell sucht Antworten.
          Bekanntes Gesicht: Das Design des ID 2 erinnert bewusst an Verbrennermodelle

          Billige Elektroautos : Dem Volk aufs Maul geschaut

          Der neue Chef der Marke Volkswagen, Thomas Schäfer, dreht an der Preisschraube, und zwar in Richtung Auto für alle. Der Kompaktwagen ID 2 soll Ende 2025 für weniger als 25.000 Euro in den Handel kommen.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.