Dieser Mann gab Guttenberg eine zweite Chance
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Ökonom und Aktivist: Richard Werner Bild: Marcus Theurer
Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat wieder promoviert. Sein neuer Doktorvater eckt an.
Neun Jahre ist es her, dass dem früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nach Plagiatsvorwürfen der Doktortitel entzogen wurde. Jetzt hat er wieder eine Dissertation abgeliefert. Schon im November 2018 reichte er an der britischen Universität Southampton eine Arbeit ein, und zwar zum Thema „Korrespondenzbanken als Institutionen des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs“ . Wer in die 488 Seiten lange Schrift hineinliest, dem fällt schon in der Danksagung ein Detail ins Auge: Als Doktorvater nennt Guttenberg den Bankenökonomen Richard Werner. Weil dieser aber die Universität Southampton im Sommer 2018 verließ, ging die Rolle zum Schluss auf Werners Universitätskollegen Tapas Mishra über. Was war da los?
Die Geschichte klingt bizarr: Werner, Jahrgang 1967, hat die Universität Southampton nicht nur verlassen, er hat sie in diesem Zuge auch auf rund 3,5 Millionen britische Pfund (etwa 3,8 Millionen Euro) verklagt. Der Vorwurf wiegt schwer: Die Universität habe ihn aufgrund seiner Herkunft und seines Glaubens diskriminiert. Werner ist Deutscher und Christ. Man habe ihn an der Forschung gehindert, ihm Gehaltserhöhungen vorenthalten, sogar seine Studenten schikaniert, sagt er. Da die Universität einen Gerichtstermin nicht wahrnahm, sprachen die Richter dem Ökonomen die geforderte Summe zunächst zu. Später begründete die Universität ihr Nichterscheinen unter anderem damit, sie habe mehrere E-Mails mit Details zum Verfahren übersehen. Der letzte Stand: Der Prozess läuft noch.
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