Private Krankenversicherung : Im Alter steigen die Kosten
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Der Wechsel in die private Krankenversicherung wird zum 1. Januar leichter. Wer hohe Kostensteigerungen vermeiden will, muss seinen Anbieter aber sorgfältig wählen.
Die Idee der privaten Krankenversicherung überzeugt Andreas Spahr noch immer. "Sie sollte wie eine Autoversicherung eine Mischung aus Solidarität und Selbstverantwortung sein", sagt der selbständige Personalberater, der beruflich Führungskräfte an Unternehmen vermittelt. Nur mit seiner eigenen Police ist er nicht mehr einverstanden. Um 55 Prozent ist sein Beitrag zum 1. Januar erhöht worden. Statt 187 Euro zahlt er künftig 290 Euro monatlich für Kranken- und Pflegeversicherung. Ein Wechsel zu einem anderen Versicherer kommt nicht in Frage, weil er dann seine Alterungsrückstellungen verliert. Leistungen bis 2780 Euro übernimmt Spahr selbst - den hohen Selbstbehalt von ursprünglich 2500 Euro hatte der heute 56 Jahre alte Berater als Teil seiner Selbstverantwortung verstanden, als er vor elf Jahren seinen Vertrag abgeschlossen hat. "Ich dachte, dass ich die Leistungen gar nicht in Anspruch nehmen muss", sagt der selbständige Unternehmer. Deshalb habe ihn die monatliche Prämie von 78 Euro (ohne Pflegeversicherung) damals auch nicht skeptisch gemacht.
Mehr Arbeitnehmer dürfen wechseln
Zum Jahresanfang wird es auch für viele Arbeitnehmer leichter, in die private Krankenversicherung zu wechseln. Die Bundesregierung hat die Regel abgeschafft, dass sie zunächst drei Jahre lang oberhalb der Versicherungspflichtgrenze von künftig 49 500 Euro verdienen müssen. Rund 16 000 Kunden habe diese Regelung zuletzt jährlich von einem Wechsel abgehalten, schätzt der PKV-Verband. Kürzere Wartezeiten, die freie Krankenhauswahl oder der Zugriff auf gefragte Spezialisten locken diese potentiellen Kunden. Und einmal vereinbarte Leistungen können die privaten Versicherer anders als die gesetzlichen Kassen nicht mehr streichen.
Dadurch aber steigen ihre Kosten deutlich stärker als die der Kassen. Wie sich die Prämien im Alter entwickeln, ist deshalb schwer prognostizierbar. Die Alterungsrückstellungen, die die Privaten bilden müssen, dienen nur dazu, dass die Prämien nicht altersbedingt steigen. Den medizinischen Fortschritt decken sie nicht ab. Je stärker die Kosten innerhalb einer Tarifgemeinschaft steigen, desto höher fällt die Anpassung aus. Liegen sie um 5 Prozent über den kalkulierten Kosten, dürfen die Versicherer ihre Prämien anpassen. Nach Steigerungen über 10 Prozent müssen sie es sogar.
Kostensteigerungen häufig im Alter
Das kann in ungünstigen Fällen zu solchen Kostensteigerungen führen, wie sie Andreas Spahr gerade erlebt hat. Sechs Jahre lang habe der Beitrag gar nicht angepasst werden müssen, erklärt sein Versicherer. Deshalb fiel sie nun umso höher aus. Für die Anpassung sei errechnet worden, wie hoch für einen 56-jährigen Versicherten angesichts der beanspruchten Leistungen heute der Neugeschäftsbeitrag wäre (372 Euro). Jeder Geburtsjahrgang wird für sich berechnet - finanzielle Solidarität gibt es nur zwischen Gleichaltrigen. Abgezogen wird von diesem Betrag die Entlastung durch die Alterungsrückstellungen. Sind sie besonders hoch, fällt auch der prozentuale Anstieg höher aus. Deshalb weisen ältere Kunden häufig stärkere Kostensteigerungsraten auf.
Einsteigertarife zu 78 Euro aber seien generell mit Vorsicht zu genießen, sagt der unabhängige Versicherungsmathematiker Peter Schramm. "Auch bei einem Selbstbehalt von 2500 Euro halte ich das für nicht dauerhaft kalkulierbar." Fast alle Versicherer haben inzwischen Policen aus drei Kategorien im Angebot: günstig mit stark abgespeckten Leistungen, mittlere Preisklasse mit Leistungen leicht oberhalb der gesetzlichen Kassen und teuer ganz ohne Leistungsausschluss.