Private Krankenversicherung : Im Alter steigen die Kosten
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"Wenn die Risikoprüfung des Anbieters stringent war, dann kann sie der Kostenexplosion für einen gewissen Zeitraum entgegenwirken", sagt dagegen Martin Zsohar vom Analysehaus Morgen&Morgen. Habe der Versicherer die Gesundheit seiner Kunden rigide genug gecheckt, könnten auch Einsteigertarife auskömmlich kalkuliert werden - und somit den aufgenommenen Kunden hohe Beitragssteigerungen ersparen. "Wer in die Private wechselt, sollte das aber wegen der Leistungen tun und nicht nur weil er nach günstigen Angeboten sucht", rät Clemens Keller, Leiter Krankenversicherung der Vertriebsgesellschaft MLP. Wer allzu hohe Prämien vermeiden will, findet am Markt Anbieter, die drei Monatsbeiträge zurückerstatten, wenn der Kunde ein Jahr lang keine Rechnungen eingereicht hat.
Kennzahlenvergleiche sind hilfreich
Vollständige Transparenz über die Risikostruktur des Versicherers erhalten auch die Fachleute nicht. Über Kennzahlen lässt sich aber immerhin näherungsweise erkennen, welches Potential ein Anbieter hat, Beitragssteigerungen im Alter abzuwenden. Die Ratingagentur Assekurata bewertet die Versicherer anhand von fünf Kriterien: ihrer Sicherheit, ihres Geschäftserfolgs, der Beitragsstabilität in den vergangenen Jahren, ihrer Kundenorientierung und des Wachstums am Markt. Drei Versicherer (Alte Oldenburger, Debeka und LVM) erreichten zuletzt die höchste Ratingstufe A++.
Vor allem der Geschäftserfolg kann sich dämpfend auf künftige Beiträge auswirken, denn je mehr Mittel der Versicherer als Rückstellungen für die Beitragsrückerstattung reservieren kann (im Durchschnitt 9,69 Prozent der Beitragseinnahmen) und je besser er sein Kapital am Markt anlegt (im Durchschnitt liegt die Nettorendite über die vergangenen vier Jahre bei 4,35 Prozent), desto mehr Spielraum hat er. Auch wer geringere Abschluss- und Verwaltungskosten als der Markt ausweist (im Durchschnitt 11,04 Prozent der Prämieneinnahmen), kann günstige Prämien länger halten.
Beitragsentlastung vereinbaren
Kaum absehbar ist für den Kunden, ob sein Tarif eines Tages für das Neugeschäft geschlossen wird. "Das kann zu einem zusätzlichen Erhöhungseffekt führen", sagt Versicherungsmathematiker Schramm, "aber nicht, weil die jungen Kunden fehlen, sondern weil die Gesundheitsprüfung mittelalter Kunden immer länger zurückliegt." Kunden im mittleren Alter sind im geschlossenen Tarif durchschnittlich schon länger versichert als im offenen Tarif. Über ihren Gesundheitszustand weiß der Versicherer zunächst schlechter Bescheid, sodass im ungünstigen Fall die Prämien zu niedrig kalkuliert sind und später stärker angepasst werden müssen.
Um eine Kostensteigerung dagegen kommt kein Kunde vorbei, auch wenn er noch so umsichtig seinen Anbieter wählt: Im Rentenalter fällt der Arbeitgeberzuschuss von höchstens 262,50 Euro für ihn weg. Stattdessen erhält er einen geringeren Zuschuss aus der staatlichen Rentenkasse. "Wer den Arbeitgeberzuschuss im Alter nicht selbst zahlen will, kann schon heute eine steuerlich absetzbare Entlastung vereinbaren", empfiehlt daher MLP-Experte Keller. Denn die Kunden können neben ihren regulären Prämien auch solche Teile der Prämie seit Anfang dieses Jahres von der Steuer absetzen, die ihre künftigen Beiträge entlasten. Zudem gewährt der Arbeitgeber auch auf diese Beitragsentlastungskomponente einen Zuschuss, wenn die Höchstgrenze noch nicht erreicht ist.