Der bescheidene Großkanzler
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Freiherr von Boeselager sind humanitäre Missionen wichtiger als die prunkvollen Traditionen des Malteserordens. Deswegen ist er oft vor Ort, wie hier bei einem Schlafkrankheitspatienten im südsudanesischen Yei. Bild: Malteser
Albrecht Freiherr von Boeselager führt den ehrwürdigen Malteserorden. Als Großkanzler bricht er mit der Tradition – damit der Orden besser helfen kann. Das macht ihm nicht nur Freunde.
Machtkämpfe und Intrigen gibt es überall, selbst in einem Staat ohne Land. Diese Erfahrung musste Albrecht Freiherr von Boeselager machen, der Großkanzler des „Souveränen Malteserordens“. In einer beispiellosen Auseinandersetzung mimte der Deutsche den Reformer. Statt auf bloße Repräsentation konzentrierte er sich auf den sozialen Einsatz seiner weltumspannenden Organisation. Ihm gegenüber standen diejenigen, die den Malteserorden als konservatives Bollwerk gegen den angeblich viel zu fortschrittlichen Papst Franziskus etablieren wollten. Sie wünschen, dass die heilige Messe noch nach altem Ritus aus der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil gelesen würde.
Vor allem steht so manchem Traditionalisten der Kopf mehr nach pompöser Repräsentation der mehr als 900 Jahre langen Geschichte. Wer, wie manches adelige italienische oder englische Ordensmitglied, den Auftritt als Botschafter eines Staates ohne Land bei offiziellen Besuchen oder Abendempfängen als Selbstzweck betrachtet, der empfindet Albrecht von Boeselager als Störfaktor. Denn der tritt bescheiden auf, stellt die humanitären Aufgaben der Malteser in den Mittelpunkt und verwendet seine Energie für konkrete Hilfsprojekte.
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