Sozialer Kapitalismus! Jetzt!
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Antikapitalistischer Protest in Frankfurt: Paul Colliers Manifest für einen sozialen Kapitalismus will sich jenseits des links-rechts-Schemas bewegen. Bild: Jens Gyarmaty
Ohne Kapitalismus kein Wohlstand. Nur braucht er ein Korrektiv. Sonst geht der soziale Zusammenhalt verloren. Ein Manifest gegen den Zerfall unserer Gesellschaft.
Tiefe Risse bedrohen den Zusammenhalt in unseren Gesellschaften. Bei den Menschen lösen sie neue Ängste und neue Wut aus, in der Politik entfachen sie neue Leidenschaften. Die sozialen Ursachen für diese Ängste haben mit Geographie, Bildung und Wertvorstellungen zu tun: Die ländlichen Regionen rebellieren gegen die Metropolen, Nordengland gegen London, Sachsen gegen Berlin, das Landesinnere gegen die Küstenstriche, die Gering- gegen die Hochqualifizierten, die notdürftig über die Runden kommenden Arbeiter und Angestellten gegen die „Schmarotzer“ und „Absahner“. Der minderqualifizierte, sich abrackernde Kleinstädter hat die Arbeiterklasse als die revolutionäre gesellschaftliche Kraft abgelöst. Was empört diese Menschen?
Der Wohnort ist zu einer Dimension der neuen Missstände geworden; nachdem die geographischen ökonomischen Ungleichheiten lange Zeit geschrumpft waren, haben sie sich zuletzt wieder deutlich verschärft. Überall in Nordamerika, Europa und Japan hängen städtische Ballungsräume die ländlichen Gebiete ab. Nicht nur ihre Wirtschaftsleistung und damit der Lebensstandard sind weitaus höher, auch sozial entkoppeln sie sich immer mehr und sind nicht länger repräsentativ für das Land, dessen Hauptstadt und Zentrum sie oftmals bilden. Aber selbst innerhalb der dynamischen Metropolen ist der erstaunliche Zuwachs an Wohlstand sehr ungleich verteilt.
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