Oswald Metzger : Der Polit-Unternehmer
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Oswald Metzger Bild: dpa
Eigentlich sah alles danach aus, als hätte Oswald Metzger jetzt ausgiebig Zeit für sein neues Buch. Denn der ehemalige Grüne hat vergangene Woche den Kampf um ein Direktmandat der CDU in seinem Heimatkreis Biberach verloren. Doch es gibt ja noch den Bodenseekreis.
Eigentlich sah alles danach aus, als hätte Oswald Metzger jetzt ausgiebig Zeit und Muße für sein neues Buch. Der Politiker, der neuerdings Mitglied der CDU ist, hat vergangene Woche den Kampf um ein Direktmandat der CDU in seinem Heimatkreis Biberach verloren. Seit Montag sitzt er nun am Schreibtisch und widmet sich dem Thema Ehrlichkeit und der Frage, wie viel Wahrheit das Wahlvolk überhaupt verträgt. Die Schnäppchenjäger - haben sie verstanden, dass sie eigentlich nicht für Mindestlöhne sein dürfen?
Zig Beispiele für das schizophrene Verhalten von Politikern wie Wählern rattert Oswald Metzger herunter, die Seiten des neuen Buches werden sich wohl ziemlich schnell füllen, und das gibt dann einen ordentlichen Stundenlohn; schließlich zahlt ihm der Verlag Rowohlt Berlin ein Honorar, "für das ein Landtagsabgeordneter ein ganzes Jahr arbeiten müsste", wie Metzger ausführt, der selbst bis Februar Landtagsabgeordneter der Grünen in Baden-Württemberg war. Das Buchprojekt könnte nun aber ins Stocken geraten, denn es lockt ein neuer Auftrag, eine Art Grundauslastung des Polit-Unternehmens Oswald Metzger: ein Bundestagsmandat, Grundentschädigung gut 7000 Euro.
Biberach war gestern, Bodenseekreis - ich komme? Niemals könne er sich vorstellen, in einem anderen Wahlkreis zu kandidieren, soll Metzger noch vor kurzem gesagt haben, aber jetzt verweist der 53 Jahre alte Selfmademan darauf, dass beides Oberschwaben sei und somit seine Heimat. Auch für den Bodenseekreis habe er schon einiges bewegt. Als er noch für die Grünen als haushaltspolitischer Fachmann im Bundestag saß, habe er aus den Auktionserlösen der UMTS-Lizenzen 160 Millionen Mark abgezweigt für die Südbahn und ein Stellwerk in Friedrichshafen: "Eine solche Innovationsregion braucht eine gute Verkehrsinfrastruktur", textet Metzger schon ganz in Wahlkampfmanier. Dabei ist es noch gar nicht so weit. Nur wenn er gerufen werde, wolle er im Bodenseekreis kandidieren, wo der CDU-Kreisvorsitzende Markus Müller, der aussichtsreichste Bewerber, aus persönlichen Gründen zurückgezogen hat.
CDU-Bezirksvorsitzender: „Ich bin dagegen“
"Wer so argumentiert, findet immer einen, der ihn ruft", spottet dagegen Andreas Schockenhoff, Bezirksvorsitzender der CDU für Südwürttemberg-Hohenzollern: "Ich bin dagegen." Schockenhoff könnte Metzger noch von der Kandidatur abbringen, denn die Stärke des Gegenwinds ist für ihn ausschlaggebend: "Ich habe nicht die Energie, noch einmal einen Wahlkampf gegen das Establishment zu machen wie in Biberach." Doch er hält die Chance für ziemlich groß, dass man seine wirtschaftsliberalen Ideen in der Industriestadt Friedrichshafen besser versteht als im bäuerlich geprägten Biberach.
Reden, das kann er prima, er, der als Junge den Großeltern den Besuch eines katholischen Internats abtrotzte, um Pfarrer werden zu können, und der doch niemals ein Studium abgeschlossen hat. Mit Reden verdient Oswald Metzger sein Geld. Für einen Vortrag bekommt er 3000 bis 5000 Euro, heißt es, vielleicht zahlt die Volksbank Bigge-Lenne auch etwas weniger als die Deutsche Bank, aber es lebt sich gut davon. Sein Marktwert, den Metzger genau beobachtet, ist eher gestiegen, seit er den Grünen im Winter den Rücken gekehrt hat. Da passt es, wenn der CDU-Gegenspieler Schockenhoff lästert, es gehe Oswald Metzger nicht ums politische Gestalten, das oft Knochenarbeit sei, sondern nur um seine eigene Inszenierung: "Er ist Unternehmer. Aber außer sich selbst hat er kein Produkt." Doch offenbar gibt es einen Markt dafür, in der Wirtschaft, die bei ihm meinungsstarke Vorträge ordert, und auch in der CDU. In Biberach votierten trotz aller Widerstände immerhin fast 42 Prozent der Christdemokraten für Metzger als Kandidaten. Und tosenden Applaus erntete Metzger dort für ein Versprechen, das ihm jeder abnimmt: Er werde in den Talkshows Oskar Lafontaine den Mund stopfen.