Nur 1,1 Prozent hinter Vorjahr : Australiens kleines Wirtschaftswunder
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Josh Frydenberg im August 2020 im Parlament Bild: EPA
Die australische Wirtschaft ist auch im vierten Quartal des vergangenen Jahres deutlich gewachsen. Der Rekordniedrigzins soll derweil mindestens noch drei Jahre Bestand haben.
Australiens Wirtschaft erholt sich mit großer Geschwindigkeit. Schatzkanzler Josh Frydenberg sagte, der Fünfte Kontinent „sei führend auf der Welt“ mit Blick auf seine Wirtschafts- und Gesundheitspolitik. Frydenberg legte am Mittwochmorgen die Zahlen für das vierte Quartal des vergangenen Jahres vor: Australiens Wirtschaftsleistung blieb nur noch um 1,1 Prozent hinter dem Vergleichswert des Vorjahres zurück, der noch nicht von der Corona-Pandemie gekennzeichnet war. Australien misst indes vor allem das Wachstum von Vierteljahr zu Vierteljahr.
Im dritten Quartal 2020 war die Nummer 13 der großen Volkswirtschaften der Welt um 3,4 Prozent gewachsen, nun um weitere 3,1 Prozent. „Dies ist das erste Mal in der Geschichte, dass Australien zwei aufeinanderfolgende Quartale mit einem Wirtschaftswachstum von jeweils mehr als 3 Prozent verzeichnet“, sagte Frydenberg. „Die australische Volkswirtschaft hat sich zu 85 Prozent von ihrem Corona-bedingten Einbruch erholt, und das sechs Monate früher und doppelt so schnell, wie wir im Oktober 2020 bei der Vorlage des Haushaltes erwartet hatten.“ Im Gesamtjahr 2020 schrumpfte Australien um 2,4 Prozent.
Rekordniedrigzins treibt Preise für Immobilien und Aktien weiter
Die Ratingagentur Fitch war vergangene Woche noch von einem Minus von 2,8 Prozent ausgegangen, hatte Australien aber weiterhin die Bestnote „AAA“ verliehen – der Durchschnitt der „AAA-Länder“ schrumpfte allerdings um 3,8 Prozent. Doch sank die Leistung selbst der für das Land und die Welt so wichtigen Rohstoffindustrie 2020 das erste Mal seit 2003: Nach einem Wachstum von 5,7 Prozent 2019 verlor sie im vergangenen Corona-Jahr 0,9 Prozent, besonders wegen des sinkenden Absatzes von Kohle. Derzeit wird die Branche von Rekordpreisen für Erz oder Kupfer getrieben. Unter dem Strich aber bleibt das Bodenschatzland einmal mehr die sich am besten entwickelnde Volkswirtschaft unter den führenden Wirtschaftsnationen. Die Regierung in Canberra hat die direkten Corona-Wirtschaftshilfen inzwischen um die Hälfte zurückgefahren. Analysten rechnen nun mit einer Wachstumsrate von rund 4,5 Prozent in diesem Jahr.
Unterstützung kommt von der Notenbank. Deren Rekordniedrigzins von 0,1 Prozent werde „bis mindestens 2024“ Bestand haben, versicherte deren Gouverneur Philip Lowe gerade. Die Bank werde alles dafür tun, die Zinsen zu drücken. Das Ziel laute, die Inflationsrate „nachhaltig“ im Korridor zwischen 2 und 3 Prozent zu halten. Selbst ein kurzfristiger Sprung über die Hürde von 2 Prozent werde deshalb nicht ausreichen, um einen Zinsanstieg auszulösen. „Um dies zu erreichen, muss der Zuwachs der Löhne und Gehälter deutlich höher als derzeit sein“, erklärte die Notenbank. Zugleich deutete er an, das Anleiherückkauf-Programm, das derzeit 200 Milliarden Australische Dollar (129,30 Milliarden Euro) umfasst, um weitere 100 Milliarden Australische Dollar aufstocken zu wollen.
Allerdings treibt dieser Rekordniedrigzins auch in Australien die Preise für Immobilien und Aktien weiter: Die Australier zeichneten im Januar neue Kredite im Rekordvolumen von 29 Milliarden Australischen Dollar, erstaunliche 40 Prozent mehr als im Januar vergangenen Jahres. Die Häuserpreise stiegen um weitere 2,1 Prozent, was der schnellste Anstieg in 17 Jahren ist. Analysten erwarten, dass die Immobilienpreise in diesem Jahr abermals im Korridor zwischen 9 bis 13 Prozent zulegen werden.