Das Ende des großen geldpolitischen Experiments
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Noch stabil? Der Euro verliert durch die Inflation mächtig an Wert. Die Europäische Zentralbank steht unter Bewährungsdruck. Bild: Lucas Bäuml
Die Zentralbanken wurden von der hohen Inflation überrascht. Sie handelten zu spät, mit nicht unerwarteten Folgen für die Märkte – analysiert der frühere EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark in einem Gastbeitrag.
Es war zu erwarten, dass der Ausstieg aus der sehr langen Phase ultralockerer Geldpolitik nicht ganz ohne Friktionen auf den Finanzmärkten ablaufen würde. Zu sehr hatten sich die Marktteilnehmer an die Welt geringer Inflation und niedriger Zinsen gewöhnt, zumal die Zentralbanken versichert hatten, die Zinsen bis 2024 bei nahe null Prozent zu halten. Der Inflationsschub seit 2021 traf nun die westlichen Zentralbanken und die Investoren völlig unvorbereitet.
Insbesondere die Zentralbanken hatten die komplexen, intensiver werdenden inflationstreibenden Kräfte ihrer eigenen Politik, aus der Pandemiephase und der Energieverteuerung nicht auf dem Radarschirm, die schon vor dem Krieg in der Ukraine zu wirken begannen. Zunächst erklärten sie den Inflationsschock als ein vorübergehendes Phänomen. Sie verpassten so den rechtzeitigen Ausstieg aus ihrer ultraexpansiven Geldpolitik und mussten dann umso entschiedener handeln. Der starke Anstieg der Zinsen und fallende Renditen belasten nun die Bilanzen der Finanzinstitute, die in Schieflage geraten können, mit dem Risiko einer neuen Finanzkrise.
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