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Video-on-Demand : Fernsehen auf Abruf

Zuerst im Netz, dann im Fernsehen: Schauspieler Kevin Spacey in „House of Cards“ Bild: Foto Netflix

Junge Menschen lassen sich von den Sendern nicht mehr vorschreiben, wann sie fernsehen. Weil Video-on-Demand immer beliebter wird, müssen die arrivierten Fernsehanstalten reagieren.

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          Schauspieler Kevin Spacey hat die Zukunft des Fernsehens vor kurzem in zwei prägnante Sätze gefasst: „Gebt den Leuten, was sie wollen, wann sie es wollen, in der Form, in der sie es wollen, und das zu einem vernünftigen Preis. Dann werden sie es lieber kaufen wollen, als es zu stehlen.“ Spacey weiß, wovon er spricht, immerhin ist er der Produzent und Hauptdarsteller der viel beachteten amerikanischen Serie „House of Cards“. Seine Auftritte in der Rolle des eiskalten Politikers Francis „Frank“ Underwood waren in Amerika im Fernsehen erst gar nicht zu sehen: „House of Cards“ lief nicht etwa beim für hochkarätige Serien bekannten Sender HBO, sondern ist eine Eigenproduktion des Online-Anbieters Netflix.

          Britta Beeger
          Redakteurin in der Wirtschaft und zuständig für „Die Lounge“.
          Henning Peitsmeier
          Wirtschaftskorrespondent in München.

          Netflix hat die Bedürfnisse junger Zuschauer verstanden. Das Portal ist eine Art Internet-Videothek, in der Kunden zu einem festen Monatspreis Zugriff auf einen ganzen Katalog von Serien und Filmen haben – und diese anschauen, wann und wo sie wollen. Darunter sind Serien wie „Breaking Bad“ oder „Homeland“, die nicht mehr nur einzelne, in sich abgeschlossene Geschichten erzählen, sondern eher an wuchtige TV-Romane mit großen Erzählbogen erinnern. Wer einmal angefangen hat, eine dieser Serien zu schauen, kann so schnell nicht mehr aufhören. Deshalb war es ein kluger Schachzug von Netflix, im Februar alle dreizehn Folgen der ersten Staffel von „House of Cards“ gleichzeitig online zu stellen.

          „Wir planen, uns später im Jahr merklich in Europa auszubreiten“

          Die neuen Möglichkeiten der Online-Videotheken führen dazu, dass junge Leute sich längst nicht mehr von den Sendern vorschreiben lassen, wann sie fernsehen. Dank Smartphones, Tabletcomputern und internetfähigen Fernsehern (Smart-TV) geben sie selbst den Takt vor – und sind offenbar auch bereit, dafür zu bezahlen. Davon wollen auch in Deutschland neue Online-Anbieter profitieren, die es zugleich den etablierten Fernsehsendern schwerer machen, das junge Publikum zu erreichen.

          So ging die Berliner Watchever GmbH, eine Tochterfirma des französischen Medienkonzerns Vivendi, vor einem Jahr in Deutschland an den Start und verzeichnet seitdem – werbewirksam beworben von Schauspieler Til Schweiger – nach eigenen Angaben ein ordentliches Wachstum. Bis zu 5.000 neue Nutzer kommen jeden Tag dazu. Auch andere große Anbieter sind mit eigenen sogenannten Video-on-Demand-Diensten (VoD) vertreten. Da gibt es Lovefilm von Amazon, Snap und Sky Go von Sky, Maxdome von Pro Sieben, Videoload von der Deutschen Telekom und iTunes von Apple. Netflix hat nach eigenen Angaben mehr als 44 Millionen Abonnenten in 41 Ländern, vor allem in Amerika, Lateinamerika und Kanada. „Wir planen, uns später im Jahr merklich in Europa auszubreiten“, teilte Netflix im Januar mit. Fachleute rechnen auch mit einem Markteintritt in Deutschland.

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