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Künstliche Intelligenz : Die Bot-Revolution geht los

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Messenger werden für Nutzer und für Unternehmen immer interessanter und funktionaler. Bild: dpa

Immer mehr Unternehmen setzen auf sogenannte Chatbots. Dahinter stecken ausgeklügelte Geschäftsinteressen und eine Menge Potential für die Nutzer. Doch auch Gefahren lauern.

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          Eliza, Siri, Tay, Luka, Resi. Die Liste der Namen ist schier unendlich lang. Noch nie waren Chatbots so beliebt wie heute. Noch nie wurde so viel Geld in ihre Entwicklung investiert. Apple, Facebook, Google – die großen Unternehmen haben entweder bereits ihren eigenen Bot oder sind kurz davor, einen solchen Software-Assistenten auf die Netzgemeinde loszulassen.

          Der Begriff „Bot“ leitet sich vom englischen Wort „robot“ für Roboter ab. Er bezeichnet ein Computerprogramm, das bestimmte Aufgaben selbständig und automatisiert ausführen kann. Dabei greift die Software auf eine Datenbank zurück, aus der sie ihr „Wissen“ bezieht. Ein Beispiel für einen „guten“ Bot ist ein fiktiver Partner für ein Online-Spiel oder ein automatisierter Assistent bei der Hotelbuchung. Als Negativbeispiele seien an dieser Stelle Bots genannt, die Spam versenden, oder durch tausendfachen Zugriff Webseiten lahm legen und so deren Besitzer erpressen.

          Die erste Vertreterin der Chatbots ist alles andere als neu: Bereits im Jahr 1966 entwickelte Joseph Weizenbaum den Bot Eliza. Eliza simulierte eine Psychotherapeutin und basierte auf einer Art Wörterbuch. Sie reagierte auf bestimmte Wörter, die der Benutzer verwendete und wandelte dessen Aussagen in themenbezogene Fragen um. So sollte der Eindruck entstehen, es werde mit einem Menschen kommuniziert.

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          „Sie werden mehr Geld ausgeben, als Ihnen lieb ist“

          Die jüngste Generation von Bots hat jedoch viel mehr als nur eine Funktion. Bots wie die jugendliche Tay von Microsoft wurden eigens dazu entwickelt, um mit den Menschen zu kommunizieren und ihnen als Berater zur Seite zu stehen. Das Experiment von Microsoft, den Bot auf Twitter von der Nutzergemeinde lernen zu lassen, ging zwar bislang schief. Dennoch konnte der Software-Konzern einiges für neue Projekte mit künstlicher Intelligenz lernen.

          Auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich für dieses Jahr vorgenommen, eine Art Assistenten zu entwickeln. Anfang des Jahres schrieb er auf Facebook, er wolle „eine einfache künstliche Intelligenz erfinden“, die ihm zuhause und bei der Arbeit helfe. Der Roboter soll Musik, Temperatur und Licht in Zuckerbergs Haus regulieren können und ihm sagen, wenn etwas im Zimmer seiner Tochter passiert. Der Facebook-Chef stellte zudem am Dienstag in San Francisco neue Funktionen des Facebook Messengers vor. Innerhalb eines Dialogs kann man nun Blumen bestellen oder aktuelle Nachrichten abrufen.

          Dafür wurde eigens eine Plattform gestartet, über die Unternehmen ihre eigenen Chatbots für den Kurzmitteilungsdienst aufsetzen können. Ein Online-Händler könne beispielsweise einen Schuhverkäufer-Bot aufsetzen, so Messenger-Chef David Marcus. Innerhalb des Messengers würde dann nach bestimmten Merkmalen gefragt, die Schuh haben soll, und schließlich auch bezahlt. „Sie werden mehr Geld ausgeben als Ihnen lieb ist“, schloss Marcus seine Präsentation.

          Warum so beliebt?

          Doch nicht nur den Unternehmen eröffnen sich so ganz neue Möglichkeiten des Geldverdienens. Dass die Messenger-Kommunikation - sei es mit WhatsApp, Facebook, Snapchat oder eigenen Messengern von Medienunternehmen wie Quartz - immer beliebter wird, hat auch für den Endnutzer Vorteile. Leonard Reinecke, Juniorprofessor für Online-Kommunikation an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, sieht Bots als eine Art lernender Suchmaschinen, die personalisierte Informationen bereitstellen.

          „Angesichts der undurchschaubaren Informationsmengen, mit denen wir heutzutage tagtäglich konfrontiert sind, bieten Bots und Messenger eine nützliche Form der Komplexitätsreduktion“, erklärt Reinecke. Statt sich beispielsweise durch ein Überangebot von Nachrichten und Produkten zu wühlen, bekommt der Nutzer dank lernender Softwares auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Angebote auf Knopfdruck - beziehungsweise per Bot-Befehl. Die Motive zur Nutzung von Messengern und den darin eingebetteten Bots sind vielfältig. „Zum einen ist das Smartphone mit seinen Messengern eine Art virtuelle Nabelschnur zur Online-Herde“, fasst Reinecke zusammen. „Zum anderen aber auch ein unglaublich mächtiges Tool zur Bedürfnisbefriedigung.“

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