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Travis Kalanick : Uber will fremde Kunden zusammen ins Auto setzen

  • Aktualisiert am

Enfant terrible des Taximarkts: Uber-Chef Travis Kalanick Bild: Reuters

Der Mitfahr-Dienst Uber steht unter heftiger Kritik. Jetzt verteidigt der Chef sein Unternehmen. Er attackiert die Taxis - und hat schon eine neue Idee.

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          Der Chef des Mitfahr-Konzerns Uber, Travis Kalanick, hat die Taxi-Regeln rund um die Welt angegriffen. Rund um die Welt müssten Fahrer zu viel Geld für Lizenzen zahlen, um Passagiere mitnehmen zu dürfen, sagte er auf der Digitalkonferenz DLD in München. Viele Regeln seien sinnlos. „In Deutschland müssen Fahrer immer wieder zurück in ihre Garage, in Frankreich muss man 15 Minuten warten, bevor man wieder in das Auto steigen darf“, sagte Kalanick. „Diese Regeln gibt es nur, um das Taxi-Gewerbe zu schützen.“ In Südkorea seien Limousinen-Dienste vollkommen erlaubt - solange die Fahrgäste keine Südkoreaner sind.

          Uber vermittelt Mitfahrten in Autos mit Fahrern per App. Die Fahrer bekommen dafür Geld - brauchen aber keinen Taxischein. Auf diese Weise macht Uber Taxis Konkurrenz. Deshalb hat sich Uber bei den herkömmlichen Taxizentralen unbeliebt gemacht - und auch bei einigen Politikern. Speziell der Dienst „Uber Pop“ wurde immer wieder verboten, von Gerichten wieder erlaubt und wieder verboten.

          Uber-Chef verspricht weniger Preiserhöhungen

          Uber steht gleich mehrfach in der Kritik. Erster Kritikpunkt ist der Datenschutz: Vor rund drei Jahren versuchte Uber auszuwerten, welche seiner Kunden einen One-Night-Stand hatten. Zweiter Kritikpunkt ist der Strategie, in nachfragestarken Zeiten die Preise zu erhöhen. Das hatte nach einer Geiselnahme in Sydney zu stark erhöhten Preisen geführt. Kalanick sagte, Uber setze jetzt in allen Notfällen dieses System aus - zum Beispiel in Paris nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“.

          Dritter großer Kritikpunkt sind die Verdienste der Fahrer. Politiker und Taxizentralen werfen Uber Lohndumping vor: Die Fahrer verdienten zu wenig. Travis sagte, in München beispielsweise habe Uber anfangs zu wenige Fahrer gefunden. Dann werde es schwieriger für die Kunden und für die Fahrer. Denn dann sei Uber weniger interessant für Kunden, die Fahrer verbrächten weniger Zeit mit Fahrten und verdienten weniger.

          Nächste Idee: „Uber Pool“ - Busdienst auf Abruf

          Trotz der Attacken auf Taxis gab sich Kalanick sanfter als früher. Uber arbeite mit mehreren Städten zusammen, um neue Regeln zu schaffen. Wettbewerbsbehörden in der ganzen EU hätten sich dafür ausgesprochen, Uber zu ermöglichen, sagte Kalanick. „Diese Behörden sehen, dass die aktuelle Lage nicht gut ist für die Verbraucher und für die Städte selbst.“

          Kunden und Fahrer müssten mehr Auswahl unterschiedlicher Fahrdienste bekommen, forderte der Uber-Chef. Für Kunden müsse es auch günstigere Angebote geben. Fahrer müssten sich mehreren Vermittlungssystemen anschließen können. Arbeitslose müssten schnell in die Lage versetzt werden, sich ans Steuer zu setzen. So könne Uber in diesem Jahr 50.000 neue Stellen in der EU schaffen.

          „Uber begann als unambitioniertes Nebenprojekt“, sagt Kalanick. „Mein Mitgründer und ich saßen nur in Paris und wollten ein Taxi. Und Sie wissen, wie schwierig es sein kann, in Paris ein Taxi zu finden.“ Zu Hause in San Francisco hätten sie es verwirklicht - und überraschend viel Nachfrage gehabt.

          Jetzt arbeite Uber daran, Fahrten zu kombinieren. Kunden, die ähnliche Strecken fahren, könnten zusammen fahren. So würden Autos von der Straße verschwinden. „Das ist so ähnlich wie ein privater Busdienst auf Abruf.“ Einen Namen dafür gibt es schon: „Uber Pool“. Auf diese Weise würden viel weniger Autos gebraucht: „Wir brauchen 15 Prozent des Platzes in unseren Städten, um diese ungenutzten Autos zu parken.“

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