Süddeutsche Zeitung : Der Verkauf wird wieder ein Fall für die Gerichte
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Bild: F.A.Z.
Die Gesellschafter der Süddeutschen Zeitung hatten schon immer ein schwieriges Verhältnis. Jetzt sind sie wegen des Verkaufs des Verlags zerstritten. Am 23. Oktober treffen sie sich voraussichtlich vor Gericht.
Die zerstrittenen Gesellschafter des Süddeutschen Verlags (SV) treffen abermals im Gerichtssaal aufeinander. Für den 23. Oktober ist nach Informationen dieser Zeitung beim Landgericht München eine mündliche Verhandlung angesetzt, auf der eine Klage der Südwestdeutschen Medien Holding (SWMH) gegen den SV behandelt werden soll.
Damit stehen die Zeichen bei dem Münchner Verlagshaus, dessen Flaggschiff die „Süddeutsche Zeitung“ ist, weiter auf Konfrontation. Schon im Frühjahr war es zwischen den Kontrahenten zu einem rechtlichen Schlagabtausch vor dem Landgericht in anderer Sache gekommen.
Keine Einigung auf einen Preis
Hintergrund des Streits ist die anstehende Neuordnung des Gesellschafterkreises bei dem Verlag. Dabei geht es um viel Geld und darum, wer in Zukunft beim SV das Sagen hat. Die SWMH, die mit 18,75 Prozent am SV beteiligt ist, will verhindern, dass vier als verkaufswillig geltende Mitgesellschafter die Verlagsmehrheit an Dritte veräußern.
Die Südwestdeutsche Medien Holding, der unter anderem die „Stuttgarter Zeitung“ gehört und die einer der größten deutschen Verlagskonzerne ist, hat ein Vorkaufsrecht auf die Anteile, konnte sich mit den ausstiegswilligen Gesellschaftern bisher aber nicht auf einen Preis einigen.
Alteigner suchen externe Käufer
Die zum Verkauf bereiten Alteigner setzen den Wert des Unternehmens in Milliardenhöhe an und bereiten deshalb gegen den Widerstand der SWMH die Suche nach externen Käufern vor. Allerdings gilt es als unklar, ob sie sich vollständig zurückziehen oder möglicherweise kleinere Anteile behalten.
Wie in Branchenkreisen zu hören ist, versucht die SWMH mit der neuen Klage zu verhindern, dass ihr von den anderen Gesellschaftern wichtige Informationen vorenthalten werden. Diese wollten sich seit dem Frühjahr vorbehalten, ob sie sensible Geschäftsdaten aus dem Unternehmen an Eigentümer weitergäben, die potentielle Konkurrenten seien, heißt es.
Gerichtstermin bestätigt
Betroffen davon wäre neben der SWMH auch die Gesellschafterfamilie Friedmann, die in München die „Abendzeitung“ verlegt. Die übrigen Gesellschafter des SV sind dagegen anderweitig nicht im Zeitungsgeschäft aktiv. Sprecher von Landgericht und Süddeutschem Verlag bestätigten auf Anfrage lediglich den Gerichtstermin, ohne Einzelheiten zu nennen. Zu einer vom Landgericht vorgeschlagenen Schlichtung (Mediation) gibt es bei den Streitparteien derzeit offenbar keine Bereitschaft.
Der anstehende Verkauf der Verlagsanteile hat sich vor allem wegen des Streits mit der SWMH verzögert. Der Wirtschaftsprüfer KPMG sollte ursprünglich bis Ende Mai Unternehmensdaten für ein Informationsblatt zusammentragen, das an potentielle Interessenten verschickt werden soll. Den Verkauf organisieren soll die Investmentbank Credit Suisse First Boston.
Attraktive Preise für profitable Zeitungen
Kaufinteressenten haben dem Vernehmen nach aber das Informationsblatt noch nicht erhalten. Der SV verbuchte 2006 bei einem Umsatz von 709 Millionen Euro einen operativen Gewinn (Ebitda) von 77 Millionen Euro. Zum Unternehmen gehören auch Fachzeitschriften und Regionalzeitungen wie die „Frankenpost“.
Für profitabel arbeitende Zeitungen werden derzeit attraktive Preise bezahlt. So wurde die „Braunschweiger Zeitung“ im Frühjahr vom Essener Zeitungskonzern WAZ übernommen. Der Kaufpreis von rund 210 Millionen Euro bewertete den Regionalverlag mit rund dem 12,6-fachen des jährlichen Betriebsgewinns. Nimmt man dies als Maßstab, wäre der SV knapp eine Milliarde Euro wert.
Die „Süddeutsche“ lockt viele Interessenten
Für den Münchner Verlag gibt es neben der SWMH mehrere Interessenten aus der Zeitungsbranche. Öffentlich ihr Interesse bekundet haben bereits das Kölner Verlagshaus Dumont Schauberg („Kölner Stadt-Anzeiger“) und die Stuttgarter Holtzbrinck-Gruppe („Handelsblatt“). Beim WAZ-Konzern gibt es offenbar bislang kein klares Meinungsbild.
Auch Finanzinvestoren sondieren einen Einstieg. Allerdings könnten es diese wegen der Krise an den Märkten für Risikokredite momentan schwer haben, die Finanzierung zu stemmen. „Finanzinvestoren scheiden zur Zeit praktisch aus“, sagt ein mit dem SV befasster Investmentbanker.
Weitgehende Vetorechte erschweren Verkauf
Der Verkauf des SV gilt vor allem wegen der in der Unternehmenssatzung festgelegten Spielregeln als schwierig. So gibt es weitgehende Vetorechte gegen den Einstieg neuer Eigner. Diese müssten „von allen Gesellschaftern einstimmig zugelassen“ werden, heißt es in der Satzung.
Miteigner Johannes Friedmann hat bereits im Frühjahr angekündigt, dass er Finanzinvestoren als Käufer ablehne. Eine Sonderstellung hat die SWMH, die 2002 als Retter des damals finanziell angeschlagenen Verlags Gesellschafter wurde. Sie kann über ihr Vorkaufsrecht die Veräußerung an Dritte verhindern. Die SWMH bekommt laut Satzung den Zuschlag, wenn sie gleich viel bietet wie ein eventueller externer Interessent.