Rocket Internet : Deutsche Startup-Schmiede ist jetzt vier Milliarden wert
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Marc Samwer Bild: picture alliance / dpa
Sie haben Deutschland Zalando, StudiVZ und das deutsche Ebay gebracht: die Brüder Samwer. Jetzt verkaufen sie einen Teil ihres Unternehmens an einen großen Internetkonzern.
Die Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet der Samwer-Brüder schraubt vor einem möglichen Börsengang ihren Firmenwert hoch. Beim Einstieg des Internet-Konzerns United Internet wurde Rocket mit rund 4,3 Milliarden Euro bewertet. United Internet, bekannt für Marken wie 1&1, GMX und Web.de, sichert sich einen Anteil von 10,7 Prozent für 435 Millionen Euro, wie die Unternehmen mitteilten.
Rocket Internet war 2007 von den Brüdern Oliver, Marc und Alexander Samwer gegründet worden. Sie sind bekannt dafür, dass sie Startups in Serie produzieren, und zwar schon seit den späten 90er-Jahren.
Ihre Geschäftsmodelle sind meistens nicht originell, sondern Kopien funktionierender Ideen aus anderen Ländern. Es begann mit einer Kopie des amerikanischen Auktionshauses Ebay unter dem Namen „Alando“, die sie später an Ebay verkauften. Später folgten unter anderem der Klingelton-Anbieter Jamba, eine Beteiligung an der Facebook-Kopie StudiVZ und eine Kopie des amerikanischen Schnäppchenportals Groupon, die sie ebenfalls wieder an das amerikanische Original verkauften.
So haben sich die Brüder Samwer den Ruf erworben, in der Verwirklichung solcher Geschäftsmodelle extrem effizient zu sein. Ihr Unternehmen Rocket Internet ist nun hauptsächlich ein sogenannter Internet-Inkubator, der Startups auf den Weg bringt. Zu den Firmen, die unter dem Dach von Rocket groß geworden sind, gehört auch der Modehändler Zalando. Aktuell gehören zum Portfolio über 70 Unternehmen, die in Europa, Asien, Afrika und Südamerika aktiv sind.
Ein Börsengang von Rocket Internet wird für Herbst erwartet. Dabei hieß es bisher, die Brüder Samwer hofften auf eine Bewertung zwischen drei und fünf Milliarden Euro.
Der Deal mit United Internet hat eine komplexe Struktur. Der Großteil des Geldes fließt mit 333 Millionen Euro in bar. Der Rest wird über die Beteiligung am Risikokapitalfonds Global Founders Capital eingebracht. United Internet war an diesem Fonds zusammen mit der Anlagegesellschaft der Samwer-Brüder, dem Global Founders Fund, beteiligt.
Im Zuge der Transaktion fließt auch der Samwer-Anteil an Global Founders Capital gegen Ausgabe neuer Aktien in Rocket Internet ein. Danach sollen die Samwer-Brüder über ihren Global Founders Fund einen Anteil von 53,7 Prozent an Rocket halten. Weitere Anteilseigner sind die schwedische Investmentfirma Kinnevik mit 18,5 Prozent und Access Industries des amerikanischen Milliardärs Len Blavatnik mit 8,5 Prozent.
Der philippinische Telekom-Konzern Philippine Long Distance Telephone Company (PLTD) hatte vor einer Woche eine Beteiligung von zehn Prozent noch zu einer Bewertung von 3,3 Milliarden Euro für das gesamte Unternehmen bekommen. Sein Anteil sinkt nach dem neuen Deal auf 8,6 Prozent.