Netzpolitik : Die nächste Cebit führt die „Big Data“-Debatte
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„Minority Report“ ist größtenteils Realität: ein Rechenzentrum von Google Bild: AP
Die Cebit 2014 wird das Motto „Datability“ haben. Das Wort hat noch niemand gehört. Doch welche Fragen der Umgang mit großen Datenmengen aufwirft, wird schon länger diskutiert.
Steven Spielberg, der Regisseur des Hollywoodfilms „Minority Report“ mit Tom Cruise in der Hauptrolle, hatte gute Berater. Als er vor mehr als zehn Jahren mit diesem Projekt befasst war, baute er Zukunftsvisionen in den Alltag des Hauptdarstellers ein, die plötzlich zum Greifen nah scheinen - in der Realität unseres Alltags im Jahr 2013. In dem Streifen geht es im Wesentlichen darum, dass sich Straftaten bis dahin unbescholtener Bürger vorhersehen lassen, aber auch, eigentlich ganz harmlos, Werbung in Schaufenstern individuell auf den Vorbeigehenden zugeschnitten wird. Das eine versucht der amerikanische Geheimdienst NSA mit seinen Überwachungsprogrammen, die derzeit für so viele Diskussionen sorgen. Das andere wird getestet - und ist im Internet ohnehin längst Wirklichkeit. Wer schon einmal beim Versandhändler Amazon bestellt hat, weiß, wovon die Rede ist.
Inzwischen hat die Welt für das, was Spielberg einst verfilmt hat, einen Fachbegriff. Er heißt „Big Data“. Gemeint ist damit die Verarbeitung riesiger Datenmengen, die von unterschiedlichsten technischen Geräten vom Mobiltelefon über einen Fabrikroboter bis hin zum klassischen Personalcomputer erzeugt werden, in Echtzeit. Bis zu den Enthüllungen des ehemaligen amerikanischen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden wurde über dieses Thema fast nur als Wachstumshoffnung in der Informationstechnologie (IT) diskutiert - und allenfalls am Rande über den Datenschutz. Inzwischen hat sich das Gewicht der Debatte vollkommen verlagert. Und für die Anbieter in der IT-Branche ist eine große Bedrohung entstanden: Was passiert, wenn die Menschen den Verheißungen der neuen Technik entsagen?
IT-Branche im Zentrum der Kritik
Folgerichtig wird das Thema zum neuen Leitmotto der nächsten Cebit in Hannover, also der noch immer größten Messe für Informationstechnologie (IT) der Welt. Auch wenn der Begriff „Datability“, der dafür ersonnen worden ist, nicht nur gewöhnungsbedürftig ist, sondern arg bemüht etwas Neues suggerieren soll, so steckt doch vor allem das Thema „Big Data“ in ihm. „Big Data steht angesichts der aktuellen Diskussionen rund um digitale Daten, ihre Nutzbarkeit und Sicherheit ganz oben auf der Agenda von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Daher lassen wir die Cebit unter dieser Überschrift laufen“, begründet Oliver Frese, der bei der Deutschen Messe AG in Hannover für die Cebit zuständig ist, die Themenwahl. Hinzu kommt, dass die Messe sich gerade neu ausrichtet, anders als bisher ganz auf Unternehmenskunden setzt - und gerade denen brennt das Thema unter den Nägeln.
Kein Wunder: Die Industrie steht wegen der digitalen Abhörpraktiken fast aller westlicher Geheimdienste im Zentrum der Kritik. Das räumt auch Bernhard Rohleder ein, der Geschäftsführer des IT-Branchenverbandes Bitkom: „Wir wollen aber klarmachen, das wir nicht nur als Problem wahrzunehmen sind, sondern auch als Lösung.“ Die Verbandsführung macht sich offenbar einige Sorgen, dass die Branche im Zuge der NSA-Diskussion einen irreparablen Vertrauensverlust erleiden könnte. Man arbeitet deshalb gerade an einem Papier, das zum Beispiel einheitliche und in ganz Europa gültig Standards für den Schutz von Daten vor Zugriffen von Geheimdiensten anregt. Das werde nicht einfach, sei aber machbar, glaubt Rohleder.