Mobiles Internet : Diese fünf Bestseller-Apps kommen aus Deutschland
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Über zwei Milliarden Apps laden wir uns hierzulande jedes Jahr auf Smartphone und Tablet. In der Rangliste der meistverkauften Mini-Programme sind fünf deutsche Entwickler ganz vorn dabei.
Lotum GmbH: „4 Bilder 1 Wort“, kostenlos
Ein Wort aus vier Bildern erraten
Kartoffelacker, Trecker, Getreide, Kuhstall - das wären vier Bilder, um die Wetterau zu beschreiben. Im dortigen Bad Nauheim hat das Team des Startups „Lotum“ ein süchtig machendes Handyspiel programmiert. Der Spieltitel „4 Bilder 1 Wort“ sagt eigentlich schon alles: Auf dem Display erscheinen vier Bilder; der Spieler muss aus vorgegebenen Buchstaben ein Wort zusammensetzen, das alle vier Fotos beschreibt.
Im vergangenen Jahr war „4 Bilder 1 Wort“ die drittbeliebteste kostenlose iPhone-App Deutschlands; in den Android-Jahrescharts kommt sie auf Platz 8. Insgesamt wurden die Lotum-Spiele in den vergangenen zwei Jahren 190 Millionen Mal heruntergeladen, sagt Geschäftsführer und Mitgründer Sebastian Schmitt.
Neben „4 Bilder 1 Wort“ hat seine Lotum noch sieben weitere „casual games“ im Angebot. „Spiele, die man spielt, wenn man mal drei Minuten Zeit hat“, sagt Schmitt. Auch das Programmieren geht bei den Minispielen flott: „4 Bilder 1 Wort“ hat das 20-köpfige Lotum-Team in wenigen Wochen gebastelt. Geld verdient das hessische Startup über im Spiel eingeblendete Werbebanner. Außerdem können Spieler, die bei einem Rätsel nicht weiterkommen, sich für ein paar Cent Lösungstipps kaufen.
Für die nächsten Monate plant Lotum-Chef Schmitt neue Rätsel für „4 Bilder 1 Wort“ (derzeit sind es 1500) und drei neue Spiele. Denn erfolgreiche Minispiele werden schnell und professionell kopiert: Mehr als 30 Apps rund um die Vier-Bilder-Idee bieten andere Anbieter derzeit bei Google Play an. „Wir entwickeln lieber neue Spiele, als gegen Kopien unserer Titel vorzugehen“, sagt Schmitt.
Neue Ideen holt er sich unter anderem von „Offline-Spielen“ (auch bekannt als Brettspiele). Der Dreißigjährige hat Lotum 2005 mit drei Schulfreunden aus Bad Nauheim gegründet. Seit knapp zwei Jahren produziert Lotum Minispiele fürs Handy, zuvor hatten die vier Gründer unter anderem ein soziales Netzwerk für Schüler.
„Wetter.com“, kostenlos; „Weather Pro“, 2,99 Euro
Zwei Anbieter für Wetterprognosen
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Wetter-App, sagt sich der Handybesitzer heutzutage: Wettervorhersagen gehören zu den beliebtesten Handy-Anwendungen. Mehr als 200 Wetterprogramme gibt es allein für Android-Handys.
An den Wetter-Apps lässt sich exemplarisch ein Phänomen des Geschäfts mit Handy-Programmen überhaupt zeigen: denn einige Wetter-Apps kosten Geld, während viele völlig kostenlos aus dem App-Store geladen werden können. Und die Kunden tun beides. Warum nur?
Unter den Gratis-Wetter-Apps war im vergangenen Jahr „wetter.com“ aus Konstanz die beliebteste. Bei den bezahlten Angeboten lag „Weather Pro“ aus Berlin vorne: immerhin 2,99 Euro muss man dafür bezahlen. Nicht gerade wenig für ein Programm, das es vom anderen Anbieter auch kostenlos gibt. Was ist der Unterschied?
Beide Apps bieten lokale Wettervorhersagen für sieben Tage. Das lässt sich mit einer werbefinanzierten Umsonst-App bestens machen, sagt Wetter.com-Geschäftsführer und Mitgründer Manfred Klemann. Bei der kostenpflichtigen Weather-Pro-App will Teamleiter David Kaiser aber keine Werbung in seiner App. Weil das nicht schick aussieht und Weather Pro auch werbefrei nicht teuer sei: „Unsere App kostet ja weniger als ein Döner. Und man hat sehr viel länger etwas davon“, sagt Kaiser.
Der Entwickler verweist auf die „High-Quality-Daten“ seiner App, die der Mutterkonzern Meteogroup zuliefert, und auf einen Testsieg bei der Stiftung Warentest, wo die Genauigkeit der Vorhersagen gelobt wurde. „Wir merken, dass die Bereitschaft, für hochwertigen Content zu zahlen, steigt“, sagt Kaiser. So können Segler, Hobbypiloten oder Skifahrer für 5 Euro im Jahr noch zusätzliche Angebote wie detaillierte Windkarten oder das Skiwetter buchen.
Rund um die Gratis-App, die in den vergangenen vier Jahren rund 13 Millionen Mal heruntergeladen wurde, will auch wetter.com-Chef Klemann zunehmend kostenpflichtige Spezialangebote verkaufen: Eine App fürs „Babywetter“ gibt es schon, in Zukunft sollen unter anderem auch ein Pollenflug-Programm für Allergiker und eine Routenwetter-App für Fernfahrer hinzukommen. Als Umsatztreiber preist Klemann eine geplante Anwendung, die dem Nutzer automatisch eine Regenwarnung aufs Handy schickt –, eine halbe Stunde bevor es tatsächlich losgeht.
Auch ohne solche Zusatzangebote rentiert sich die kostenlose „wetter.com“-App bisher, sagt Klemann: „Dass das funktioniert, sehen Sie ja schon daran, dass wir die Mobile-Abteilung ständig vergrößern.“ In den Android-Charts landete seine App im vergangenen Jahr auf Platz sieben. Klemann hat 1993 als junger Internet-Unternehmer mit dem Wettergeschäft angefangen; mit den Daten des Deutschen Wetterdienstes betreibt er neben der App auch eine Website und einen Fernsehsender. Inzwischen gehört das Unternehmen mehrheitlich Pro Sieben Sat 1.
Das kostenpflichtige „Weather Pro“ ist dagegen ein Projekt des Wetterkonzerns Meteogroup, der seine Vorhersagen schon seit Jahrzehnten an Fernsehsender und Versicherungen verkauft. Seit 2008 bekommen Privatnutzer die Prognosen per App direkt aufs Handy. „Mehrere Millionen“ Mal wurde die „Weather Pro“ App seither heruntergeladen, sagt David Kaiser von Meteogroup. Die Android-Version schaffte es 2013 auf Platz vier der Bezahl-Apps; auch auf dem iPad war die Software unter den Top Ten.
In den kommenden Monaten will Kaiser seine Software, die in 14 Sprachen funktioniert und bislang vor allem in Westeuropa verbreitet ist, in Amerika populärer machen. Außerdem arbeitet sein Team - zehn Mann in einem Großraumbüro in Berlin-Adlershof – an einer Lern-App namens „Meteo Earth“, die hochauflösende Satellitenbilder aufs Tablet bringt.
Wetter.com arbeitet derweil am internationalen Auftritt: In Österreich und der Schweiz sieht man sich ohnehin als Marktführer, in Spanien baut man unter dem Namen „eltiempo24.es“ ein Wetter-Angebot auf. Auch in Rumänien will man zukünftig Wettervorhersagen anbieten; kostenlos, versteht sich.
Eifrig Media: „Blitzer.de Pro“, 0,89 Euro
Eine Frauenstimme warnt freundlich vor der Radarfalle
Etwa 4000 Radarfallen sind in Deutschland fest installiert; in Hamburg steht ein Server, der sie fast alle kennt. Von hier aus betreibt Matthias Eifrig die Radarwarnungs-App Blitzer.de. Sie warnt Autofahrer – per Summton oder Frauenstimme – sobald sie sich einem Tempomessgerät nähern. Außerdem kann der Fahrer per App neue Tempokontrollen nach Hamburg melden.
Rund 2,5 Millionen Nutzer zählt die Blitzer.de-App, die es in einer kostenlosen und der „Pro“-Variante für 0,89 Euro mit besserem Kartenmaterial gibt. Die war im vergangenen Jahr die drittmeistverkaufte iPhone-App in Deutschland. Wer auch vor mobilen Blitzern gewarnt werden will, zahlt hier noch einmal 9,99 Euro. „Ein Strafzettel würde mindestens 15 Euro kosten“, gibt die Eifrig-Geschäftsführung zu bedenken. Die zahlenden Kunden, deren genaue Zahl man nicht verraten will, finanzieren die Gratis-Nutzer mit. Werbung gibt es in der kostenlosen Version nicht, weil sie den Fahrer ablenken könnte. Mit den Geschäften 2013 ist man bei Blitzer.de zufrieden, besonders mit dem 9. Oktober: Am Tag vor dem bundesweiten 24-Stunden-Blitzmarathon schossen die Download-Zahlen in die Höhe. Dabei bewegt sich das Angebot in einer „rechtlichen Grauzone“, wie man bei Eifrig selbst sagt. Blitzerwarngeräte sind in der Straßenverkehrsordnung verboten. „Jeder Radiosender warnt heute vor Tempokontrollen, wir machen dasselbe übers Internet“, heißt es in Hamburg. In den kommenden Jahren will man die App zu einem „universalen Begleiter“ für den Autofahrer ausbauen: Seit neuestem können die Blitzer.de-Nutzer auch Baustellen oder Staus an die App melden. Die fleißigen Nutzer sind das Kapital von Blitzer.de. „Es dauert maximal eine halbe Stunde, bis ein Autobahnblitzer bei uns im System ist“, sagt man bei Eifrig. Die Daten verkauft das Unternehmen außerdem an Navigationsdienste weiter.
Star Finanz GmbH: „Sparkasse Plus“, 0,89 Euro
Schnell das Bankkonto prüfen
Bei zig Millionen Sparkassen-Konten hierzulande muss eine Sparkassen-App eigentlich ein Renner sein. Die „Sparkasse Plus“- App funktioniert außerdem für Kunden aller anderen Banken: Zehn Prozent der App-Nutzer, sagt Sebastian Tiesler, beim Entwickler Star Finanz für Mobilangebote zuständig, hätten gar kein Konto bei der Sparkasse.
Mit der „Sparkasse Plus“-App können sie auf dem Handy unter anderem den Kontostand abrufen oder Überweisungen abschicken. Im vergangenen Jahr schaffte es die App auf Platz fünf unter den kostenpflichtigen Android-Programmen; insgesamt wurde sie 1,5 Millionen Mal heruntergeladen. „Produkte mit einem vergleichbaren Funktionsumfang sind meist doch teurer“, sagt Tiesler. Außerdem vertrauten die Kunden der Marke Sparkasse.
Bei der Hamburger Star Finanz, einer Tochter des Sparkassen-Rechenzentrums, arbeiten inzwischen 42 Mitarbeiter an verschiedenen Banking-Apps.
Schon heute, so Tiesler, nutze der Durchschnittskunde das App-Angebot öfter als die Internetseite der Sparkasse. Seine Pläne: In Zukunft sollen die Kunden auch über die App mit ihrer Bank kommunizieren können – indem sie etwa übers Handy Nachrichten an ihren Bankberater abschicken.