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Internethandel : Amazon macht Verlust

  • Aktualisiert am

Im Amazon-Logistikzentrum Rheinberg Bild: dpa

Der führender Internet-Versandhändler schreibt rote Zahlen: Das liegt an hohen Investitionen in neue Geschäftsfelder, die viel Geld kosten. Und in Europa auch an der andauernden Wirtschaftskrise.

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          Amazon will sein Geschäft schnell und weitreichend ausbauen. Das und die weiterhin hartnäckige Wirtschaftskrise in Europa schlagen sich nun in den Geschäftszahlen voll nieder - nicht positiv: Der führende Internet-Versandhändler machte in den den Monaten April bis Juni einen Verlust und rechnet auch für die kommenden drei Monate unter dem Strich mit roten Zahlen.

          Sieben Millionen Dollar oder umgerechnet 2 Cent je Amazon-Aktie betrug der Verlust des Unternehmens im zweiten Quartal, teilte der Konzern am Donnerstagabend nach Börsenschluss in den Vereinigten Staaten mit. Zuvor befragte Bankanalysten hatten hingegen wenigstens mit einem kleinen Gewinn gerechnet.

          Für das Sommerquartal prognostizierte Amazon unter anderem wegen geplanter massiver Investitionen in Online-Videos einen Betriebsverlust zwischen 440 und 65 Millionen Dollar. Dabei dürften allein Sonderposten ein Loch von 340 Millionen Dollar in die Kasse reißen. Doch selbst wenn man diese Effekte herausrechnet, dürfte das Ergebnis deutlich schlechter ausfallen als unter Marktbeobachtern erwartet.

          Der Aufbau neuer Geschäftsfelder klappt

          „Das internationale Geschäft war weit schwächer als erwartet und das macht sich bei der Vorhersage bemerkbar. Wir sehen Schwäche auf der internationalen Seite, die das Inlandsgeschäft nicht ausgleichen kann“, sagte Scott Tilghman, Analyst bei B. Riley & Co. Der Aktienkurs des Unternehmens sank im nachbörslichen Handel um mehr als  2 Prozent.

          Amazon wächst aggressiv und investiert einen Großteil seiner Gewinne in den Aufbau neuer Geschäftsfelder wie etwa die E-Reader- und Tabletprodukte aus der Kindle-Familie. Dieser Kurs scheint sich auszuzahlen, weil Amazon nun zunehmend auch elektronische Inhalte und Hardware verkauft. Mit dem Tablet Kindle Fire und der dazugehörigen Leihbücherei mit mehr als 300.000 Büchern macht Amazon etwa dem iPad von Apple und dem Online-Dienst iTunes Konkurrenz.

          Bemerkbar macht sich dies im weiter steigenden Umsatz - dieser legte um 22 Prozent auf 15,7 Milliarden Dollar zu. Für das dritte Quartal rechnet Amazon mit einem Umsatz zwischen 15,45 und 17,15 Milliarden Dollar. Dies wäre ein Zuwachs um zwölf bis 14 Prozent verglichen mit dem dritten Quartal des vergangenen Jahres 2012.

          In Deutschland in der Kritik

          In Deutschland war das Unternehmen zuletzt wegen seiner umstrittenen Steuerpolitik und Streiks in die Schlagzeilen geraten. Der Internet-Versandhändler wickelte 2012 einen Großteil des Umsatzes mit deutschen Kunden über Luxemburger Gesellschaften ab und zahlte deswegen in Deutschland kaum Steuern.

          Deutschland ist der wichtigste Markt für Amazon außerhalb der Vereinigten Staaten, ein Drittel der Erlöse erzielt Amazon zwischen Rhein und Oder. Zuletzt legten Beschäftigte der Versandzentren mehrfach ihre Arbeit nieder. Sie fordern höhere Löhne. Amazon will den Mitarbeitern aber nicht entgegenkommen. Das Unternehmen hat in Deutschland acht Versandlager und rund 9000 Mitarbeiter.

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