Immer beliebter : Musik kommt heutzutage aus dem Internet
- -Aktualisiert am
Auf Erfolgskurs: Der Musik-Streaming-Dienst Spotify bietet Nutzern über 20 Millionen Musiktitel Bild: dpa
CDs sind out, die Plattensammlung hat nur noch Retro-Charme und iTunes ist von gestern. Die Musik spielt jetzt im Internet und beschallt die ganze Wohnung.
Lebenskrisen fördern die Kreativität. Leonard Cohen goss seine Schwermütigkeit in poetische Songs, Janis Joplin sang gegen ihr Außenseiterdasein an, und unzählige Bands veröffentlichen ihr erstes großes Album erst, nachdem der Gitarrist zum ersten Mal so richtig Liebeskummer hatte. Über eine ganz besondere Lebenskrise können sich Musikliebhaber zumindest im Nachhinein freuen: Als der schwedische Internetunternehmer Daniel Ek im Jahr 2006 sein erstes Start-up verkauft hatte und so mit 23 Jahren zum Millionär geworden war, hatte er auf einmal nichts mehr zu tun. Monatelang suchte er nach einer neuen Aufgabe - und fand sie schließlich in der Entwicklung eines Internetdienstes, über den man sich jeden Musiktitel anhören kann, der einem gerade durch den Kopf geht, ohne ihn kaufen zu müssen.
Sieben Jahre später können Nutzer in Dutzenden Ländern auf Eks Streaming-Dienst Spotify zugreifen, seit einem Jahr auch in Deutschland. Spotify ist im Prinzip eine gigantische virtuelle Plattensammlung. Über den Internetbrowser und per Tablet- oder Smartphone-App kann man weit über 20 Millionen Musiktitel hören, ohne sie selbst besitzen zu müssen. Jeden Tag kommen nach Angaben der Betreiber rund 20000 dazu. Das System merkt sich, was man oft hört, und empfiehlt einem Musik, die zum eigenen Geschmack passen könnte. Neben dem, was man sowieso schon mag, eignet sich der Dienst deswegen vor allem dazu, Songs oder Künstler zu entdecken, die man vorher noch nicht kannte.
Künstler beschweren sich über geringe Erlöse
Einige Musiker kritisieren das Modell allerdings, weil die Erlöse für sie bisher sehr gering ausfallen. Die genauen Raten sind nicht bekannt, aber viele Künstler berichten, dass sie für jedes gespielte Lied meist nur Bruchteile eines Cents erhalten. Der frühere „Talking Heads“-Sänger David Byrne rechnete jüngst vor, dass die französische Elektro-Band Daft Punk an ihrem Sommerhit „Get Lucky“ auf Spotify bisher nur rund 26000 Dollar verdient habe, obwohl der Song weit über 100 Millionen Mal abgespielt wurde.
Allerdings hat Spotify bisher nach eigenen Angaben insgesamt etwa 500 Millionen Dollar an Lizenzgebühren gezahlt. Was davon bei den Künstlern ankomme, sei Sache der Plattenfirmen, findet das Unternehmen. Denn im Gegensatz zu Plattformen wie Pirate Bay, wo Nutzer ihre Musiksammlungen ursprünglich miteinander teilten, sind Spotify und ähnliche Dienste legal. Die Betreiber haben Lizenzverträge mit den Plattenfirmen geschlossen. Die hoffen, dass der Erfolg von Spotify & Co. illegale Musik-Downloads zum Versiegen bringen könnte. Wer Spotify nutzt, muss sich also keine Sorgen machen, dass er gegen Gesetze verstoßen könnte.
Mit dem Dienst Musik zu hören ist unkompliziert, zur Registrierung braucht man nur eine E-Mail-Adresse. Wer Spotify nur im Internetbrowser verwenden will, kann das kostenlos tun, muss dafür allerdings Werbeeinblendungen und schlechtere Tonqualität in Kauf nehmen. Mit einem Premium-Abonnement für zehn Euro im Monat kann man dagegen auf allen Geräten unbegrenzt Musik hören, seine Lieblingsmusik in Wiedergabelisten arrangieren und sie sogar herunterladen und bis zu 30 Tage lang speichern, ohne mit dem Internet verbunden zu sein. Ähnlich wie bei Facebook oder Twitter kann man auch sehen, was die Freunde gerade hören – oder den eigenen Lieblingstitel anpreisen.