Internetbrowser : Firefox kämpft mit dem Homophobie-Problem
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Schaut nicht homophob: Der Feuerfuchs, Maskottchen des Browsers Firefox Bild: AP
Der neue Chef von Mozilla kämpft gegen die Gleichstellung homosexueller Paare. Das empört die Internetgemeinde. Schon gehen Boykottaufrufe herum.
Es ist ein mehr als ungewöhnlicher Schritt: Die in den Vereinigten Staaten äußerst beliebte Datingplattform OKCupid warnt ihre Nutzer vor der Verwendung des Internetbrowsers Firefox. Der Grund ist nicht etwa eine eklatante Sicherheitslücke oder eine veraltete Technologien, die Firefox einsetzt. Es geht darum, dass der Internetbrowser unvermittelt in eine Debatte über die Rechte von homosexuellen Paaren reingezogen wurde.
Doch von vorn. Vergangene Woche wurde Brendan Eich zum neuen Chef der Mozilla Corporation berufen. Diese ist unter Anderem für die Vermarktung aller Produkte der Mozilla Stiftung zuständig. Unter ihrem Dach wurde unter anderem der Internetbrowser Firefox entwickelt. Durch diesen wurde die damals vorherrschende Stellung des Internet Explorers von Microsoft aufgebrochen.
Eigentlich eine gute Besetzung
Die Berufung von Eich an die Spitze der Mozilla Corporation wurde von Anfang an kritisch begleitet. Er gilt als brillantes Technikgenie, der wegweisende Internettechnologien entwickelte, die heute auf nahezu jedem Rechner zu finden sind. Außerdem hat er genug „Stallgeruch“, da er an Bord seit der Gründung Mozillas. Doch einige Mitglieder des Aufsichtsrates wünschten sich eher jemanden von außen. Drei von ihnen traten noch vor Eichs Amtsantritt zurück.
Dies könnte man als übliche Streitereien abtun, die immer auftreten, wenn wichtige Posten besetzt werden. Doch der Grund für die große Verärgerung, die Eich jetzt entgegen schlägt, ist ein anderer: Er hat vor einigen Jahren eine Kampagne finanziell unterstützt, die sich dafür einsetzt, dass homosexuelle Paare nicht heiraten dürfen in Kalifornien. Seine homophoben Ansichten sollen im Unternehmen schon lange bekannt gewesen sein.
Das ist ein absolutes Tabu für die sonst so tolerante Internetbranche. Mozilla selbst wirbt offensiv für ein offenes Internet und Gleichberechtigung. „Gutes tun ist unser Fundament“, heißt es etwa auf der deutschen Homepage. Das passt mit den Ansichten von Eich nicht zusammen.
„Persönliche Ansichten unwichtig für die Arbeit“
Daraufhin traf eine regelrechte Empörungs-Welle in den sozialen Netzwerken die Mozilla Foundation. Das ist Gift für die Stiftung, die auf Spenden angewiesen ist. Mehrere Menschen haben im Internet bereits angekündigt, ihre Spenden zurückzuziehen und die Foundation nicht mehr zu fördern. Daneben haben aber auch mehrere prominente Programmierer Mozillas den Rückritt Eichs gefordert und mit ihrem Austritt gedroht.
Mozilla versuchte in Blog-Einträgen, die Gemüter zu beruhigen und versicherte, dass man sich weiter für Gleichberechtigung einsetzen werde. Auch Eich selbst äußerte sich, so sagte er, dass er glaubt, dass „seine persönlichen Ansichten unwichtig sind“ für seine Arbeit.
Die Internetgemeinde sieht das offenbar anders. Der vorläufige Höhepunkt war nun der Aufruf von OKCupid, den Browser nicht mehr zu benutzen: „Diejenigen, die danach streben, Liebe zu leugnen und stattdessen Elend, Scham und Frustration durchzusetzen, sind unsere Feinde, und wir wünschen ihnen nichts als Misserfolg“, heißt es dort. Das schädigt den Ruf der Stiftung, doch noch lehnt Eich einen Rücktritt ab.