FAZ.NET-Spezial : Springer plant Fusion mit Pro Sieben Sat.1
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Es ist der alte Traum vom Verleger-TV: Der Axel-Springer-Verlag will die Mehrheit an Pro Sieben Sat.1 übernehmen. Eine neue Debatte um Medienmacht setzt ein, denn die Branche erlebt eine Umwälzung, die ihresgleichen sucht. FAZ.NET-Spezial.
Die deutsche Medienlandschaft erlebt eine Umwälzung, die ihresgleichen sucht: Springer, der größte Zeitungskonzern, übernimmt Pro Sieben Sat.1, die größte Privatsendergruppe.
Springer übernimmt die Sender nicht nur, er verleibt sie sich ein, die Unternehmen verschmelzen, es entsteht ein publizistischer Koloß, wie es ihn nur noch einmal - eine Dimension größer - mit Bertelsmann gibt.
Streit der Meinungen
Die Konzentration von Meinung, Macht und Geschäft schreitet voran, der Dualismus zwischen den Zeitungshäusern Bertelsmann und Springer und ihrer großen Sendergruppen RTL und Pro Sieben Sat.1 geht auf in einem Zweikampf der Gesamtkonzerne, der von nun an vieles, wenn nicht alles bestimmen wird. Was in München verkündet wurde, ist nicht nur der späte Triumph Springers über Kirch, errungen vom Springer-Vorstandsvorsitzenden Döpfner; es ist ein Vorgang, der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erreicht.
Schien es schon zuvor fast unmöglich zu sein, dem von der „Bild“-Zeitung ausgehenden Drang zur Boulevardisierung aller Lebensbereiche entgegenzutreten, wird es nun, selbst wenn man Sender und Zeitungen nicht einfach addieren kann, für all jene noch schwerer, die für den Streit der Meinungen einen Platz suchen, der frei ist von den Interessen der großen Konzerne.
Herausforderung für die Demokratie
Das Wort von der Mediendemokratie, deren Wirkungen sich gerade wieder in einem zunehmend vom Fernsehen bestimmten Wahlkampf zeigen, bekommt ein nochmals größeres Gewicht. An wie vielen Stellen ist nun noch jene journalistische Unabhängigkeit zu finden, die allgemein als demokratieerhaltend angesehen wird? Die Globalisierung der Märkte führt bei den Medien zu einem Maß von Konzentration, das man auch in anderen Branchen mit Vorsicht genösse.
Da es hier aber um etwas anderes als um ein pures Wirtschaftsgut geht, nämlich den Charakter der politischen Kommunikation, ist besondere Aufmerksamkeit geboten. Durch den lukrativen Zwischenaufenthalt des amerikanischen Investors Saban bei Pro Sieben Sat.1 ist, wo man einen internationalen Medienmogul wie Murdoch fürchtete, der Springer-Konzern angekommen, der sich mit Zeitungen, Sendern und Internet für das digitale Zeitalter, in dem die Medienformen verschmelzen, bestens gerüstet sieht. Auch für die Demokratie liegt darin eine neue Herausforderung.