WhatsApp-Übernahme : Die Sorgen der Datenschützer
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Facebook übernimmt WhatsApp - da läuten bei Skeptikern die Alarmglocken. Doch ganz eindeutig ist die Sache nicht, sagen die Datenschützer.
Datenschützer fürchten nach der milliardenteuren WhatsApp-Übernahme durch Facebook neue Risiken für die Nutzer. Wegen des immens hohen Preises von umgerechnet 14 Milliarden Euro „kann man davon ausgehen, dass eine Kapitalisierung über die personenbezogenen Daten der Nutzer erfolgen muss“, warnte der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar. Er werde deshalb aktiv auf die Hamburger Deutschlandzentrale von Facebook zugehen.
Als positiv bewertete er aber, dass mit der Übernahme der bislang dem deutschen Datenschutz weitgehend entzogene Dienst WhatsApp nun transparenter werde. „Dass WhatsApp sich dann künftig an das europäische Datenschutzrecht halten wird, ist ganz entscheidend“, betonte Caspar im Rathaus bei der Präsentation des Datenschutz-Tätigkeitsberichts 2012/2013.
Schlechte Noten von der Stiftung Warentest
WhatsApp war zuletzt in die Kritik gekommen. Denn die App wies viele technische Sicherheitslücken auf, die erst auf Hinweise von Experten geschlossen wurden. Zudem sammelt es die Telefonnummern aus dem Adressbuch der Handynutzer – das lässt sich nur auf iPhones abstellen, nicht aber auf Android-Telefonen. Die Stiftung Warentest ordnete WhatsApp in einem Test vor zwei Jahren gemeinsam mit der Facebook-App in die Kategorie „sehr kritische Apps“ ein.
Mit der Übernahme von WhatsApp durch Facebook gehören künftig zwei der weltgrößten Online-Netzwerke zusammen: Platzhirsch Facebook hat mehr als 1,2 Milliarden Mitglieder, der Kurznachrichten-Dienst WhatsApp wird von gut 450 Millionen Menschen genutzt. Diese Konzentration der Datenmacht auf immer weniger, aber immer größere Internetdienstleister müsse einem schon Sorge machen, sagte Caspar. Gleichwohl könne er dem Geschäft auch Gutes abgewinnen, gerade weil sich WhatsApp künftig über seinen neuen Eigentümer Facebook den Anforderungen des Datenschutzes öffnen müsse.
Dazu zählten etwa Datenschutzbestimmungen in deutscher Sprache oder eine transparente Information über die Altersbeschränkung. „Das ist ab 16. Das wissen wahrscheinlich die wenigsten“, sagte Caspar. Ein riesiges Problem sei das Auslesen von Adressbüchern in Smartphones durch WhatsApp. Eine ähnliche Debatte habe es auch bei Facebook gegeben. Dort sei jedoch eine Lösung gefunden worden.
Der beim Hamburger Datenschützer für Telemedien zuständige Referatsleiter Ulrich Kühn zeigte sich dennoch skeptisch: „Ich finde es schon bemerkenswert, dass der datenschutzrechtlich Einäugige den datenschutzrechtlich Blinden über die Straße ziehen soll. Ob sich das so einlösen wird, werden wir sehen.“ Denn bislang sei WhatsApp im Datenschutz und in der Informationspolitik ein „völlig schwarzer Kasten“.
„Man weiß gar nicht so recht, wer steckt dahinter, wo sitzen die, wie kann man die erreichen“, sagte Kühn. Bislang könne man an WhatsApp bestenfalls eine E-Mail schreiben. Aber „ob da je eine Antwort kommt, ist dann völlig ins Belieben dieses Hauses gestellt. Wir hätten überhaupt keine Sanktionsmöglichkeiten.“ Die Erreichbarkeit werde sich künftig zwar aller Voraussicht über die Facebook-Kontakte ändern, inhaltlich sei man dann aber noch nicht weiter. „Diese amerikanischen Firmen sind Meister im Hinauszögern und Wegverhandeln von Bedingungen“, sagte Kühn.