Digitale Vernetzung : Das ist die Zukunft unseres Landes
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Plug and play
Aber überlässt es Siemens nicht doch zu sehr den Amerikanern, wenn es darum geht, Stimmung für die neue Welt des Industriellen Internets zu machen? Die amerikanischen Konzerne AT&T, Cisco, General Electric, IBM und Intel haben jüngst das „Industrial Internet Consortium“ (IIC) gegründet. Dessen Ziel ist der Abbau von Hindernissen auf dem Weg der Vernetzung der physischen und der digitalen Welt – oder, anders formuliert, die Setzung von Standards: „Neunundneunzig Prozent der Dinge sind immer noch nicht zu jedem Zeitpunkt mit dem Internet verbunden. Wenn es aber gelingt, immer mehr Dinge mit dem Netz zu verbinden, dann kommt die nächste industrielle Revolution. Cisco schließt sich mit führenden Unternehmen der Branche zusammen, um solche Verbindungen in industriellen Umgebungen sicher und zuverlässig zu machen. So ebnen wir den Weg für das Internet der Dinge“, wird Guido Jouret, der für dieses Thema zuständige Vice President von Cisco, in der Mitteilung zur Gründung des IIC zitiert.
Als weitere Gründungsmitglieder werden AT&T, der Siemens-Wettbewerber General Electric, IBM und Intel genannt. Sie streben, ebenso wie Siemens, funktionierende „Plug and play“-Lösungen für das Industrielle Internet an. Explizit genannt werden zum Beispiel von einem Vertreter von General Electric die Branchen Luftfahrt, Transport, Gesundheit und Energie. Russwurm beschäftigen auf seiner Pressekonferenz in Hannover zwar exakt dieselben Themen. Er aber meinte zugleich, es beim IIC vor allem mit einer IT-Veranstaltung zu tun zu haben, die mit Blick auf die Industrie wenig Kraft entfalten werde.
Grillo und Merkel werden gemeinsam die Daumen drücken, dass er recht behalten möge. Sonst werden die Amerikaner gegenüber den Europäern, die außerhalb Deutschlands ohnehin schon so deindustrialisiert sind, wie es die Amerikaner derzeit (noch) sind, auch auf diesem Weg den Ton angeben. In Deutschland bemühen sich die hiesigen Verbände unterdessen in der ihnen eigenen Akribie um Normungs-Fragen wie in guten alten Zeiten. Allein mit dem Thema der Normen für die vernetzten Städte der Zukunft, für das als solches auch schon der Anglizismus Smart Cities geprägt worden ist, sind hierzulande mehr als 20 Normungs-Gremien befasst.
Dabei müsste Deutschland einfach nur Gas geben. Denn die Grundlagen sind hervorragend. Der amerikanische Autohersteller Ford zum Beispiel setzt im Rahmen eines Pilotprojektes in seinem Werk in Wayne im Bundesstaat Michigan eine neue Software von Siemens und eben nicht von einem einheimischen Wettbewerber ein, die eine virtuelle Navigation durch Produktionswerke ermöglicht. Sie soll Ford zu einer besseren Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg verhelfen: Durch den Einsatz der Infrastruktur von Google Earth kann der Nutzer in 3D bis auf Arbeitsplatzebene durch die Fabriken wandern. Auch mit Volkswagen verbindet Siemens eine viel beworbene Partnerschaft, um die Produktion mit Hilfe von Elementen der Industrie 4.0 intelligenter zu machen.
Das Pfund, mit dem Deutschland noch immer wuchern kann, ist das hohe Ausbildungsniveau, das Systemdenken der Ingenieure und die gute Vernetzung von Unternehmen und Hochschulen. Das sind Ergebnisse des neuen VDE-Trendreports 2014, der auf einer Umfrage unter den 1300 VDE-Mitgliedsunternehmen und Hochschulen basiert und der ebenfalls auf der Messe in Hannover vorgestellt worden ist.
Die Schattenseite: Nach einhelliger Meinung der Befragten nimmt der Wettbewerb um die besten Köpfe zu. Sowohl Unternehmen wie auch Hochschulen klagen über personelle Engpässe – und das in einem Moment, in dem es gilt, besonders die Softwarekompetenz in der Industrie deutlich zu erhöhen. Es scheint, als müsse Deutschland den Weckruf der Exponentialfunktion von Moore’s Law noch etwas lauter hören als diese Woche in Hannover. Wie wäre es mit einer Partie Schach?