Tech-Konferenz DLD : Die nie endende Reparatur des Internets
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Glasfaserkabel führen zu einem Internet Switch in einem Serverraum. Bild: dpa
Das World Wide Web verbindet Milliarden Menschen rund um den Globus. Auf überbordende Hoffnung folgt nun fundamentale Kritik. Das muss nicht schlecht sein.
Kaputtgegangen? Niemals zuvor hatten so viele Menschen Zugang zum Internet. Niemals zuvor konnten sie sich leichter austauschen. Niemals zuvor verdienten Online-Unternehmer mehr Geld, waren Informatiker begehrter, Informationen leichter zugänglich, Entfernungen unwichtiger, Uhrzeiten irrelevanter, persönliche Präferenzen prägender. Das Internet hat die Menschheit in einer Art und Weise verändert wie ganz wenige andere Erfindungen vor ihm. Vielleicht hatten die Dampfmaschine oder der Buchdruck eine ähnliche Bedeutung – oder die Entdeckung des Feuers.

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Und ein Ende ist längst nicht in Sicht, Stichwort Künstliche Intelligenz: Immer größere Datenmengen, schnellere Rechner und ausgeklügeltere Software haben eine gewaltige Erwartung ausgelöst in Computer, die zusehends in speziellen Fähigkeiten mit dem menschlichen Gehirn mithalten oder dieses sogar übertreffen. Die (bislang) lebensbedrohliche Krankheiten heilen, Katastrophen vorhersagen, immer wertvollere Hilfe für den Alltag sein können. Hoffentlich.
Doch etwas hat sich geändert. Wer heutzutage den Debatten über Netz und Nutzer folgt, stößt häufig auf Ernüchterung, Kritik, Verzagen, Zweifel, bisweilen Verzweiflung. Wer sammelt und verwertet wie von wem welche Daten? Wie ist es bestellt um die Privatsphäre in der Online-Welt? Und um das geistige Eigentum an den ins Netz gestellten Ideen? Woher kommt all der Hass? Wer verbreitet falsche Nachrichten? Wie werden wir das wieder los? Werden wir das wieder los?
Facebook befindet sich in der größten Krise seiner demnächst 15 Jahre jungen Geschichte. Gründer Mark Zuckerberg hat es sich vor ziemlich genau einem Jahr persönlich zur Aufgabe gemacht, das größte soziale Netzwerk der Welt wieder in Ordnung zu bringen – da war öffentlich noch gar nicht bekannt, wie das britische IT-Unternehmen Cambridge Analytica an die Daten von Zigmillionen Facebook-Mitgliedern gelangte. Der amerikanische Kongress hat nicht nur Zuckerberg verhört, sondern neben ihm Vertreter anderer bedeutender Internetunternehmen, darunter zuletzt auch den Google-Vorstandsvorsitzenden Sundar Pichai.
Kritik von Apple-Chef Cook
Als ziemlich sicher gilt, dass auch die Vereinigten Staaten den Datenschutz neu fassen werden. In Europa wiederum gilt seit dem vergangenen Frühsommer bereits eine neue Regelung für den Umgang mit Daten (DSGVO), ein überarbeitetes Urheberrecht befindet sich auf dem Weg. Auf der ganzen Welt untersuchen außerdem Kartellbehörden, ob Internetunternehmen wie Alphabet, Amazon oder Facebook zu mächtig geworden sind.
Währenddessen lässt der Apple-Chef Tim Cook keine Gelegenheit aus, den von ihm geführten iPhone-Hersteller von den anderen Großen des Silicon Valley abzugrenzen, und erhält der Netz-Nachdenker Jaron Lanier viel Zustimmung für seinen Appell, die eigenen Social-Media-Accounts einfach zu löschen. Neben die Vision der Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin, die „Informationen der Welt zu organisieren und allgemein zugänglich und nutzbar zu machen“, ist eine Furcht getreten, wonach womöglich zu viel online ist, dass Algorithmen meine Bedürfnisse besser kennen könnten als ich selbst – was nicht unbedingt nachteilig sein muss, wie der Historiker Yuval Noah Harari findet, wieso auch?
Neben die Ankündigung des Online-Händlers Amazon, ein weiteres Hauptquartier aufzubauen inklusive Tausender gut bezahlter Arbeitsplätze, ist der Protest der Anwohner getreten gegen steigende Immobilienpreise.