Klaus Hubert Görg : Pionier der Eigenverwaltung
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Über viele Jahrzehnte war er ein prägender Insolvenzverwalter in Deutschland: Klaus Hubert Görg. Bild: ddp
Als Insolvenzverwalter ist sein Name untrennbar mit Arcandor, Philipp Holzmann und der Kirch-Gruppe verbunden. Nun ist Klaus Hubert Görg im Alter von 80 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Es ist 2009, die Weltwirtschaftskrise lastet auf Deutschland. Reihenweise gehen Unternehmen in die Knie, die über Jahrzehnte hinweg für Wohlstand und Konsum standen. Es trifft den Sportwagenhersteller Karmann, Traditionsunternehmen wie Rosenthal, Schiesser und Märklin, mit Quimonda auch einen zukunftsorientierten, jungen Halbleiterhersteller. Mit besonderem Interesse verfolgt die Öffentlichkeit aber den monatelangen Überlebenskampf von Karstadt und Quelle, Warenhaus und -händler, die jeder kennt und die seit 2007 unter dem Dach des Handels- und Touristikkonzern Arcandor hangen. Doch es besteht Hoffnung. Auf den Schultern des vorläufigen Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg, dem der Ruf als „graue Eminenz unter den Feuerwehrmännern bei Firmenpleiten“ vorauseilt, lastet große Verantwortung
Im August 2009 ist klar, dass Arcandor keine Zukunft haben wird. „Wir haben mit der Lupe nach der Substanz in diesem Unternehmen gesucht, aber wir haben nichts Nennenswertes gefunden. In diesem Hause gibt es wirklich nichts, was nicht anderen Leuten gehört“, sagte Görg damals in einem Interview. Die Übernahme von Thomas Cook habe Arcandor die Substanz entzogen, die es für eine erfolgreiche Sanierung brauche, meinte der damals 69 Jahre alte Jurist.
Die Insolvenz von Karstadt, während der Görg zwischenzeitlich mit rund 500 Millionen Euro ins persönliche Risiko geht, wird sein schwierigster und letzter Fall. Noch Jahre wird er nach Geld fahnden und zusammen mit anderen Anwälten seiner Kanzlei Schadenersatz von Arcandor-Managern wie Thomas Middelhoff einklagen.
Schon früh begeistert sich der 1940 als Sohn eines Professors für Staatsrechts in Düsseldorf geborene Görg für Insolvenzen. Als Krisenmanager bewährt er sich ab den Siebziger Jahren zunächst in der Kölner Region, später in ganz Deutschland in großen Insolvenzen wie Philipp Holzmann oder Agfa Photo. Im Kreis der deutschen Insolvenzverwalter erweist sich Görg als Innovator und Vordenker. Eine Gesetzesnovelle macht von 1999 an die Eigenverwaltung, also die Weiterführung im Fall einer günstigen Prognose möglich, Görg nutzte das Instrument als Geschäftsführer in der Kirch-Gruppe oder beim Maschinenbauer Babcock-Borsig. Kurz vor der Arcandor-Insolvenz musste er die Merckle-Gruppe neu strukturieren.
Erfolgreicher Kanzleigründer
Doch Görg kann nicht nur fremde Unternehmen leiten, er ist selbst ein gewiefter Kanzlei-Manager. Schnell wächst die von ihm gegründete Kölner Sozietät über die Grenzen des Rheinlands hinaus. Im deutschen Anwaltsmarkt ist „Görg“ längst ein Synonym für herausragende Arbeit in der Restrukturierung und Sanierung geworden, zuletzt erwirtschafteten rund 300 Anwälte einen Jahresumsatz von 146 Millionen Euro. Nach Arcandor verabschiedete ich Klaus Hubert Görg auf Raten aus der aktiven Arbeit als Partner und lebte in einem Anwesen vor den Toren der Stadt.
Doch richtig weg war er nie. Sein Name grüßt jeden Reisenden, der in der Domstadt mit dem Schiff oder dem Zug ankommt: Die Kanzlei thront hoch über den vor einigen Jahren geschaffenen Terrassen in Köln-Deutz, mit Blick von der „Schäl Sick“ auf Dom, Altstadt und Schokoladenmuseum. Wie am vergangenen Wochenende bekannt wurde, ist Klaus Hubert Görg am 13. Januar im Alter von 80 Jahren gestorben.